Explosionen:Der beispiellose Bombenanschlag von Bangkok und die Folgen

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Sitzt fest im Sattel: Der thailändische Premierminister und ehemalige Armeechef Prayuth Chan-ocha kann sich auf das Militär verlassen. Foto: Diego Azubel/Archiv (Foto: dpa)

Bangkok (dpa) - Thailands Hauptstadt Bangkok steht nach dem Bombenanschlag von Montagabend unter Schock. Die Stadt, die eigentlich rund um die Uhr vor Lebensfreude strotzt, hat so ein Blutbad noch nie erlebt.

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Bangkok (dpa) - Thailands Hauptstadt Bangkok steht nach dem Bombenanschlag von Montagabend unter Schock. Die Stadt, die eigentlich rund um die Uhr vor Lebensfreude strotzt, hat so ein Blutbad noch nie erlebt.

Welche unmittelbaren Auswirkungen hat der Anschlag ?

In der Umgebung des Tatorts ging das Leben am Dienstag weiter. Das Viertel ist gespickt mit Einkaufszentren, Hotels und Restaurants. Sie waren alle geöffnet, wie sonst auch waren dort Tausende Menschen unterwegs. Banken, Schulen, und Touristenattraktionen - die Behörden haben nichts geschlossen. Die Börse eröffnete im Minus und die Währung rutschte gegen den Dollar auf ein Sechsjahrestief. Dahinter dürfte aber nach Überzeugung von Volkswirten eher das wirtschaftliche Umfeld mit der jüngsten Abwertung des chinesischen Yuan stecken.

Welche zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen gibt es?

Die Polizei lässt sich nicht in die Karten schauen, aber nach Angaben der Touristenbehörde wurden die Patrouillen vor allem rund um die Touristenattraktionen verstärkt, und auf den Straßen waren auch deutlich mehr Beamte zu sehen. Auch am Flughafen wurde nachgerüstet, ohne dass die Flughafenbehörde Einzelheiten dazu nannte. An den Eingängen der Einkaufszentren und den Stadtbahnen des Nahverkehrs gab es immer schon Kontrollen. Allerdings waren die oft lax, und die Wachleute waren häufig mit ihrem eigenen Handy beschäftigt. Auch sie sollen nun deutlich gründlicher nach Verdächtigem Ausschau halten.

Wer steckt hinter den Anschlägen?

Das war zunächst weiter völlig offen. Spekulationen reichen von muslimischen Separatisten aus dem Süden des Landes über Kritiker der Militärregierung bis zu den in China verfolgten Uiguren, von denen Thailand vor kurzem mehr als 100 in ihre Heimat abgeschoben hat.

Wie fest sitzt die Regierung im Sattel?

Eigentlich sehr fest. Machthaber ist der ehemalige Armeechef Prayuth Chan-ocha. Er hat die gewählte Regierung im Mai 2014 nach monatelangen politischen Querelen gestürzt. Er herrscht mit harter Hand. Armee und Polizei haben die Kontrolle, Kritiker der Regierung werden eingeschüchtert, Versammlungen und politische Aktivitäten sind verboten. Menschenrechtler prangern das an.

Kann der Anschlag das politische Geschehen beeinflussen?

Es steht eigentlich nichts an, was das Militär nicht völlig unter Kontrolle hat. Jede Art von Kritik wurde schon bislang rigoros geahndet, zuletzt kamen 19 Studenten ins Gefängnis, die Plakate gegen den Putsch hochgehalten hatten. Der Machthaber hat es mit der Rückkehr zur Demokratie nicht eilig. Anfang September soll eine Versammlung ernannter Abgeordneter über eine neue Verfassung abstimmen. Wahlen würden bei einer Zustimmung frühestens in der zweiten Hälfte 2016 stattfinden, bei einer Ablehnung wohl erst 2017.

Was bedeutet der Anschlag für Thailand-Urlauber?

Das Auswärtige Amt aktualisierte wie Australien und andere Länder seine Reise- und Sicherheitshinweise. „Reisenden wird empfohlen, besonders vorsichtig zu sein“, hieß es darin, mit dem Rat, Demonstrationen und Menschenansammlungen zu meiden. Demonstrationen sind aber ohnehin verboten, und Menschenmengen gibt es an jeder Ecke dieser wuseligen Millionenmetropole. Es gibt allein acht bis zehn Millionen Einwohner und jedes Jahr 16 bis 18 Millionen ausländische Besucher. So einen Anschlag hat es noch nie in Thailand gegeben. Es wäre voreilig, daraus den Schluss zu ziehen, dass Bangkok weniger sicher ist etwa Madrid, London oder New York.

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