Erdbeben in Kroatien:Die Angst am Tag danach

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Eines der Häuser in der Kleinstadt Petrinja, südlich von Zagreb, die bei dem schweren Erdbeben am Dienstag zerstört wurden. (Foto: Luka Stanzl/PIXSELL /Imago)

Schon wieder hat südlich von Zagreb die Erde gewackelt. Während nach dem großen Beben vom Dienstag noch nach Verschütteten gesucht wird, haben viele Menschen in den betroffenen Städten die Nacht im Freien verbracht.

Von Cathrin Kahlweit, Wien

Nach dem schweren Erdbeben in Kroatien vom Dienstag, dessen Stöße in einem Dutzend Ländern rund um das Epizentrum südlich von Zagreb zu spüren gewesen waren, haben am Mittwoch weitere Erdstöße das Gebiet um die Kleinstädte Sisak und Petrinja erschüttert. Das European-Mediterranean Seismological Centre (EMSC) gab die Stärken mit 4,8 und 4,6 an; das Beben am Vortag hatte eine Stärke von 6,4 gehabt. Sieben Menschen waren dabei ums Leben gekommen, mehrere Kleinstädte südlich der Hauptstadt schwer zerstört worden.

In den vergangenen Tagen hatte es fast 40 Erdstöße gegeben, weshalb in der Region nun große Angst vor weiteren Beben herrscht. Während die Rettungsarbeiten begannen und in den am stärksten betroffenen Städten in Hunderten Gebäuden nach Verschütteten gesucht wurde, verbrachten viele Menschen die Nächte im Freien oder in ihren Autos.

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Es sei zum Glück derzeit relativ mild, sagte ein Bewohner von Petrinja dem Onlinemedium 24 sata; weshalb er mit seiner Familie unweit von ihrem teilweise zerstörten Haus übernachtet und auf die angebotene Notunterkunft verzichtet habe. Vor allen ältere Menschen wollten ihre Häuser nicht verlassen, berichtet das Rote Kreuz. Viele seien noch vom Krieg in den 90er-Jahren traumatisiert, als sie ihr Haus zum ersten Mal verloren hätten. Die Vizebürgermeisterin von Glina, Branka Bakšić Mitić, sagte dem Onlineportal Index, sie sorge sich um viele Bürger, die lieber bei ihrem Vieh blieben, als sich in Sicherheit zu bringen.

Sorgen um ein Atomkraftwerk in Südslowenien

Auch in Zagreb, wo das Beben vom Dienstag Schäden anrichtete, ist die Furcht groß. Ein Erdbeben im März, das schlimmste seit 140 Jahren, war so stark gewesen, dass ein Turm der Kathedrale einstürzte. Viele Hauptstadtbewohner warten bis heute darauf, dass ihre Häuser wieder errichtet werden und leben derzeit in Containern oder Notwohnungen.

Derweil wurde am Mittwoch der EU-Kommissar für Krisenmanagement, Janez Lenarčič, in Kroatien erwartet, der größere Hilfslieferungen der Europäischen Union angekündigt hatte. Vor ihm war am Dienstag bereits Ministerpräsident Andrej Plenković in die am schwersten betroffene Region etwa 50 Kilometer südlich der Hauptstadt gereist.

Sorge bereitet Politikern und Umweltaktivisten auch das Atomkraftwerk Krško in Südslowenien, das wegen der starken Beben am Dienstag heruntergefahren worden war und am Mittwoch wieder hochgefahren werden sollte. Die Grünen in Österreich, wo die Erdstöße ebenso zu spüren gewesen waren wie etwa im südlichen Bayern, der Slowakei, Tschechien und Bosnien, forderten, das AKW in Slowenien stillzulegen. Es sei, weil an einer seismologischen Bruchlinie gelegen, eine "Gefahr für Europa".

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