Erdbeben in Indonesien:Dutzende Tote, Hunderte Verletzte

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Das schwere Erdbeben in Indonesien hat mindestens 46 Menschen das Leben gekostet. Tausende Gebäude wurden zerstört oder beschädigt.

Mit bloßen Händen haben Retter am Donnerstag in Indonesien nach Überlebenden des schweren Erdbebens gesucht. Die Straßen zum Krisengebiet südlich der Hauptstadt Jakarta waren teils so kaputt, dass Bagger und andere schwere Maschinen sich zunächst keinen Weg dorthin bahnen konnten. 49 Leichen wurden geborgen, Dutzende Menschen noch in den Trümmern von rund 30.000 teils schwer beschädigten Häusern vermutet. Mehr als 400 Menschen hatten bei dem Beben der Stärke 7,3 am Mittwoch Verletzungen erlitten.

Hunderte Menschen sind bei dem schweren Erdbeben in Indonesien verletzt worden. (Foto: Foto: dpa)

Im Bezirk Cianjur rund 120 Kilometer südöstlich von Jakarta hatte das Beben einen Erdrutsch ausgelöst, der 13 Häuser mitriss und mehr als 40 Menschen begrub. Bei der Suche nach Überlebenden stocherten die Anwohner vorsichtig mit langen Stangen in dem Schlamm und Geröll.

Kaum noch Hoffnung

Die Hoffnung, Lebende zu finden, sank mit jeder Stunde. Am Donnerstag wurden nur vier Leichen geborgen, darunter die zweier Kinder. Unter den Helfern war Anton, der aus Jakarta herbeieilte, weil seine Frau und seine neugeborene Tochter unter dem Geröll vermutet wurden. "Ich habe meine Tochter noch nie gesehen, sie wurde geboren, als ich in Jakarta war", sagte er dem Sender Metro TV.

Das ganze Ausmaß der Schäden war auch nach einem Tag noch nicht abzusehen. Einige der betroffenen Regionen sind schwer zu erreichen, viele Telefon- und Stromverbindungen waren abgerissen. Die Stadt Tasikmalaya liegt am dichtesten am Epizentrum. In ihrem Umkreis leben fast zwei Millionen Menschen. Einen Überblick über die Opferzahlen und Schäden dort gab es zunächst nicht. "Tausende Häuser in den Dörfern entlang der Küste sind sehr stark beschädigt", hieß es in einem ersten Lagebericht des evangelischen Hilfswerks Diakonie Katastrophenhilfe. Mitarbeiter vor Ort begannen sofort, Medikamente und Nahrungsmittel zu verteilen.

Die Vereinten Nationen schickten Lastwagen mit Zelten, Kleidungsstücken und Kochutensilien in die Region. Auch das Rote Kreuz verteilte Wasserkanister, Plastikplanen und Hygiene-Pakete an 1500 Familien. Die Kindernothilfe stellte ihrem Partner in Indonesien 10.000 Euro als Soforthilfe zur Verfügung. "Seelsorger und örtliche Katastrophenhelfer sind im Einsatz. Sie sollen sich vor allem um die Kinder kümmern, die durch die Katastrophe teilweise von ihren Familien getrennt wurden oder ihr Zuhause verloren haben", sagte Ejodia Kakoensi, Kindernothilfe-Koordinatorin in Indonesien.

Schulen und Moscheen beschädigt

Mindestens 13.000 Menschen waren aus ihren Wohnvierteln geflüchtet, berichtete der Krisenstab in der besonders betroffenen Provinz Westjava. Unter den beschädigten Gebäuden seien 302 Moscheen und 359 Schulen. Tausende Menschen hatten in Panik ihre Häuser verlassen und trauten sich aus Angst vor Nachbeben nicht in die Gebäude zurück. Fernsehsender zeigten Familien, die im Morgengrauen auf Campingkochern ihre Mahlzeit zubereiteten, ehe mit Sonnenaufgang ein neuer Fastentag begann. Die meisten Indonesier sind Muslime, die zur Zeit nach den Regeln des islamischen Fastenmonats Ramadan leben.

Das Epizentrum des Bebens lag vor der Südküste der bevölkerungsreichsten Insel Java. Es war aber auch im 700 Kilometer entfernten Bali und 200 Kilometer nördlich in Jakarta deutlich zu spüren. "So etwas habe ich noch nie erlebt", schrieb ein Anwohner von Bogor rund 60 Kilometer südlich von Jakarta auf der BBC-Website. "Aus unserem Zwölf-Meter-Swimmingpool schwappte das Wasser in ein Meter hohen Wellen in den Garten." W. Widjayanti schrieb: "Ich war in einem Aufzug im Gebäude der indonesischen Zentralbank in Jakarta. Mir wurde plötzlich ganz schwindelig, der Lift schwang vor und zurück. Gott sei Dank stoppte der Aufzug im 24. Stock und wir sind alle raus und die Nottreppen runtergelaufen."

Bei einem Beben der Stärke 7,7 vor der Südwestküste Javas waren im Juli 2006 mehr als 600 Menschen ums Leben gekommen. Zehntausende wurde bei der verheerenden Zerstörung obdachlos.

© Ahmad Pathoni und Christiane Oelrich, dpa/AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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