Erdbeben auf Lombok:Angst im Paradies

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Die Ferieninsel Lombok hofft nach dem Erdbeben, dass die Touristen weiterhin kommen werden. (Foto: ANTARA FOTO)
  • Seit Anfang August hat es auf der indonesischen Insel Lombok mehrere schwere Erdbeben gegeben, mehr als 430 Menschen kamen ums Leben.
  • Nicht nur der Wiederaufbau, auch das Wegbleiben der Touristen bringt das Land in Schwierigkeiten.
  • Die Tourismusbehörde spricht von einem "vorübergehenden Schock", sie geht davon aus, dass sich die Lage erholt.

Von Arne Perras, Singapur

Den Blick vom "Rinjani Mountain Garden" vergisst man nicht. Grüne Reisterrassen, dichter Regenwald, und in der Ferne der Gipfel eines mächtigen Vulkans. Wer schon mal in einem liebevoll umgebauten Reisspeicher übernachtet hat, denkt gerne an diesen Flecken Erde auf der indonesischen Insel Lombok zurück. Fast ist man geneigt zu sagen: Er ist die Ruhe selbst.

Aber das verbietet sich natürlich in einer Region, in der die Erde immer wieder bebt. Gerade die vergangenen Tage waren traumatisch für die Bewohner von Lombok und auch für Tausende Touristen, davon erzählt jetzt der Betreiber des kleinen Resorts, Andi Reich. Sein Vater ist Deutscher, seine Mutter Balinesin, er verwaltet die fantastisch gelegene Ferienanlage in den Hügeln am Fuße des Berges, doch jetzt sind alle Gäste fort. Gespenstisch leer. "Bei zwei so starken Erdstößen und mehr als 400 Nachbeben ist das ja auch kein Wunder", sagt Reich. "Das macht doch jedem Angst. Alle wollten nur noch weg."

Dabei hatten sie im "Rinjani Mountain Garden" noch riesiges Glück, fast alles ist dort aus Holz gebaut, selbst das schwere Beben der Stärke 7,0 hat nur wenig Schaden angerichtet. Allein die Küche hat gelitten, Risse in der roten Wand, aber niemand verlor hier sein Leben oder wurde verletzt. Ganz anders als in anderen Orten, wo gemauerte Häuser einstürzten und Bewohner unter sich begruben. Die indonesische Katastrophenbehörde sprach zuletzt von 436 Todesopfern.

"Ich höre, dass alle Touristen inzwischen fort sind. Und ich frage mich natürlich, was aus unseren Buchungen wird," sagt Reich am Telefon. Für September hat er Reservierungen, doch die wurden vor den Beben gemacht. "Ich weiß nicht, ob die Leute tatsächlich kommen. Wir werden sehen." Der erzwungene Exodus der Touristen auf Lombok und den benachbarten Gili-Inseln war teils chaotisch, Massen von verängstigten Urlaubern drängten an die Strände, wo sie auf Boote warteten. Oder sie hasteten zum Flughafen, wo sie mit Schrecken, aber doch heil wegkamen von Lombok. Auch im benachbarten Bali waren die Erdstöße zu spüren, das deutsche Ehepaar Ingo und Carola Schuhmann saß gerade im Restaurant, als die Insel bebte, die beiden erzählen, wie schnell sich Panik breit machte. Und danach haben sie schon überlegt, ob sie angesichts des Risikos noch einmal in diese Region reisen würden. Ingo Schuhmann sagt, dass ja auch im Flugzeug was passieren kann, er würde wiederkommen - seine Frau Carola eher nicht.

Lombok ist bei Bergsteigern und Badegästen beliebt, die Gili-Inseln sind winzige Postkartenparadiese, wo es sich bestens schnorcheln, tauchen und auch mal Party machen lässt. Doch jetzt sind sie gezeichnet von den Erdstößen, und die Indonesier, die vom Tourismus leben, sind darauf angewiesen, dass sich alles schnell normalisiert. Kleinere Familienbetriebe haben jetzt schwer zu kämpfen, um das Geld für den Wiederaufbau aufzutreiben, sie warten auf Hilfe. Was sie antreibt, ist jedoch die Zuversicht, dass bald wieder Gäste aus dem Ausland kommen werden. Undenkbar, dass Touristen einmal Bali oder Lombok dauerhaft meiden könnten.

Die Tourismusbehörde spricht von einem "vorübergehenden Schock", sie hat die Erfahrung gemacht, dass sich Indonesiens Inseln immer wieder nach Katastrophen bevölkern, selbst nach den Terroranschlägen im Jahr 2002 war das so. Die Gefahren durch Beben, Vulkane, Tsunamis sind bekannt, doch sie haben den Tourismus nie dauerhaft lahmlegen können. Zu schön sind die Inseln, zu groß ist der Reiz für sonnenhungrige Besucher aus aller Welt. Und so hofft auch Andi Reich, dass sich seine Hütten bald wieder füllen. Er ist ja auch sagenhaft, der Blick über die Reisfelder, hinauf zum Gipfel des mystischen Rinjani.

© SZ vom 14.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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