- Papst Franziskus empfängt erstmals Opfer sexuellen Missbrauchs durch katholische Geistliche
- Die sechs Opfer aus Deutschland, Großbritannien und Irland trafen sich mit dem Papst zu einem persönlichen Gespräch
- Opfervertreter kritisierten das Treffen als PR-Veranstaltung
Franziskus empfängt Missbrauchsopfer im Vatikan
Der Papst hat am Montag im Vatikan erstmals Menschen empfangen, die in der Vergangenheit Opfer sexuellen Missbrauchs durch katholische Geistliche wurden. Das Oberhaupt der katholischen Kirche traf sich mit zwei Deutschen sowie je zwei Briten und Iren in seiner privaten Residenz, wie der Heilige Stuhl mitteilte. Jedem einzelnen der Betroffenen widmete er sich in einem persönlichen Gespräch. Zuvor habe Franziskus mit den drei Männern und drei Frauen eine Messe in seiner Kapelle gefeiert. Opfervertreter hatten ein solches Treffen seit Langem gefordert.
Der Hintergrund
Die katholische Kirche war vom Skandal um jahrzehntelangen Missbrauch an Heranwachsenden in zahlreichen Ländern massiv erschüttert worden. Franziskus' Vorgänger Benedikt XVI. hatte sich insgesamt fünfmal mit Menschen getroffen, die in katholischen Kirchen und Einrichtungen sexuell missbraucht worden waren, so in den USA und in Deutschland.
Auf dem Rückflug von seiner Reise ins Heilige Land hatte der Papst Ende Mai sexuellen Missbrauch durch Geistliche mit einer "schwarzen Messe" verglichen und scharf verurteilt. Dies sei ein schweres Problem, bei dem es für die katholische Kirche nur eine Null-Toleranz gebe, sagte Franziskus.
Er hatte im Dezember 2013 eine achtköpfige Kommission ins Leben gerufen, die ein gesteigertes Bewusstsein auch von der Verantwortung für Kirche bei sexuellem Missbrauch schaffen soll. Die Kommission ist zur Hälfte von Frauen besetzt, darunter das irische Missbrauchsopfer Marie Collins. Der Präsident dieser Kommission, der Bostoner Kardinal Sean Patrick O'Malley, begleitete auch die Sechser-Gruppe zum Papst.
Die Reaktion auf das Treffen
"Die Aktion von Papst Franziskus ist ein weiteres Stück Symbolismus, nichts weiter als eine PR-Veranstaltung", kritisierte das deutsche Netzwerk Betroffener von sexueller Gewalt. Der Papst schare lieber strenggläubige Missbrauchsopfer um sich und bete mit ihnen, anstatt die Betroffenen angemessen zu entschädigen, so der Vorsitzende des Netzwerkes, Norbert Denef. Begegnung auf Augenhöhe sehe anders aus.