Drogenkrieg in Mexiko:"El Cabrito" geschnappt

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Jahrelang halfen ihm korrupte Sicherheitsbeamte, jetzt hat die Polizei den Vize-Chef von Mexikos brutalstem Drogenkartell verhaftet. Es ist bereits die 82. Festnahme eines Bandesbosses in diesem Jahr, die Zahl der Morde sinkt jedoch kaum.

Camilo Jiménez

Es ist, als würden sie industriell repliziert, diese Drogenbarone. Die teuren Polo-Hemden, die kurz geschnittenen Haare, die dicken Leiber und die massive Gewalttätigkeit: Sie wiederholen sich. Die mexikanische Bundespolizei hat am Dienstag Marcos Carmona verhaftet, den Zweiten an der Macht bei "Los Zetas", der gewalttätigsten Drogenorganisation Mexikos.

Wurde nun festgenommen: Marcos Carmona, genannt "El Cabrito", seines Zeichens Vize-Chef von Mexikos brutalstem Drogenkartell. (Foto: REUTERS)

Als Spezialtruppen seinen Unterschlupf stürmten, trug "El Cabrito" ("Das Ziegenböckchen") eine Pistole, ein M16-Gewehr, Patronen und eine Granate bei sich. Nach der Festnahme gestand der Mann mit dem Ziegenbärtchen, Entführungen und Ermordungen befohlen sowie zahlreiche Menschen eigenhändig erhängt, enthauptet oder per Gnadenschuss umgebracht zu haben.

Carmona, 29, war für Rauschgift-Geschäfte und Terror im südlichen Bundesstaat Oaxaca zuständig. Laut dem mexikanischen Amt für Öffentliche Sicherheit zählte er zu den Vertrauten, die direkten Kontakt mit Zetas-Chef Heriberto Lazcano pflegen. Carmona kam 2006 zu "Los Zetas" und kümmerte sich um Informantennetze. 2009 wurde er stellvertretender Chef der Bande. Seine Macht in Oaxaca konnte er nur ausweiten, weil ihn Polizisten und Sicherheitsbeamte jahrelang vor Operationen warnten.

"Los Zetas" wurde im Jahr 1999 von vier Deserteuren der Armee gegründet. Sie waren Teil einer Elitetruppe für Spezialoperationen gewesen und dienten fortan als bewaffneter Flügel eines damals mächtigen Kartells. Sie hatten bereits eine blutige Geschichte vorzuweisen, als sie sich zehn Jahre später selbständig machten und ins Drogengeschäft gingen.

Den Bundesstaat Oaxaca haben "Los Zetas" seitdem terrorisiert. Vor allem illegale Migranten aus mittelamerikanischen Ländern werden zur Sklavenarbeit gezwungen. Im Sommer 2010 machte die Vereinigung Schlagzeilen, als ihre Leute das bislang größte Massaker im mexikanischen Drogenkrieg vollzogen. 72 Menschen aus Brasilien, Ecuador, Honduras und El Salvador kamen dabei ums Leben.

Dass Bosse verhaftet werden, scheint dem mexikanischen Drogenkrieg bisher nichts anhaben zu können. In diesem Jahr sind bereits 82 Kartell-Anführer hinter Gittern gelandet, die Zahl der Morde sinkt jedoch kaum. Fast 16.000 Menschen starben 2010 im Kugelhagel der Banden-Kämpfe, innerhalb von fünf Jahren sind mehr als 34.000 Menschen getötet worden. 50.000 Soldaten führen den scheinbar aussichtslosen Kampf gegen die Kartelle.

© SZ vom 10.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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