Drogenhandel:Kriminalität vor allem rund um den Görlitzer Park

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Polizeibeamte kontrollieren im Görlitzer Park mutmaßliche Drogendealer. (Foto: Paul Zinken/dpa)

Geht es um den ausufernden Drogenhandel in Kreuzberg, reden alle vom Görlitzer Park. Richtig ist, dass dort die Dealer am auffälligsten sind. Dabei hat sich vor allem die Begleitkriminalität längst im gesamten Stadtteil und darüber hinaus ausgebreitet.

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Berlin (dpa/bb) - Der Drogenhandel und die weitere Kriminalität am Görlitzer Park in Berlin-Kreuzberg spielen sich vor allem in der Umgebung des eigentlichen Parks ab. Etwa drei Mal so viele Straftaten wie im Park registrierte die Polizei jeweils in den vergangenen Jahren in der weiträumigen Umgebung des Wrangelkiezes zwischen Schlesischem Tor und Görlitzer Bahnhof. Das zeigen Zahlen der Polizei, die der Senat in einer Antwort mit knapp 170 Seiten Umfang auf eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Vasili Franco mitteilte. Die noch nicht veröffentlichte Antwort liegt der dpa vor.

Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hatte kürzlich angekündigt, spätestens Anfang des kommenden Jahres solle ein Zaun um den Park stehen, um ihn nachts abschließen zu können. Damit solle der Drogenhandel bekämpft und der Park sicherer werden.

Dabei stellte die Polizei im vergangenen Jahr im Görlitzer Park 1567 Straftaten fest. Im Jahr davor war die Größenordnung ähnlich, in früheren Jahren auch mal deutlich niedriger. Im laufenden Jahr wurden bis August rund 1100 Delikte gezählt.

Zugleich wurden in der größeren Umgebung, die von der Polizei als sogenannter kriminalitätsbelasteter Ort (kbO) definiert wird, im vergangenen Jahr 5188 Straftaten gezählt. In den Vorjahren waren es jeweils mehr als 4000, im laufenden Jahr knapp 3000.

Dazu kamen 2022 noch 4500 erfasste Straftaten im benachbarten Kiez um die Reichenberger Straße und 2500 Taten im Nachbarkiez von Treptow - auch jeweils weit mehr als in der eigentlichen Parkanlage.

Die Zahl der offiziell in der Statistik registrierten Taten hängt dabei auch mit der Intensität der Polizeikontrollen zusammen. Im Görlitzer Park kam die Polizei allein in diesem Jahr auf rund 10.000 Arbeitsstunden von Polizisten. Im vergangenen Jahr waren es rund 6000 Stunden. In den vielen Umgebungsstraßen summierten sich allerdings im laufenden Jahr rund 60.000 Stunden, vor einigen Jahren waren es sogar 100.000 Einsatzkräftestunden.

Die meisten Straftaten innerhalb des Parks gehörten 2022 zum Drogenhandel (rund 700), es folgten Verstöße gegen das Aufenthaltsrecht von Ausländern (knapp 300). Außerdem wurden rund 160 Diebstähle angezeigt, 100 Fälle von Körperverletzungen und knapp 90 Raubtaten wie Überfälle. Sexualdelikte wurden sieben erfasst.

In der gesamten Umgebung waren die Straftaten ähnlich: Drogenhandel (rund 830 Taten), Diebstähle und Fahrraddiebstähle (etwa 1050), Betrug (rund 600), Aufenthaltsverstöße (rund 400), Körperverletzungen (360) und 125 Raubtaten. Dazu kamen insgesamt 26 Sexualdelikte.

Der Grünen-Innenpolitiker Vasili Franco forderte Geld vom Senat für Kreuzberg und betonte: „Der Großteil der Einsätze findet bereits heute in den umliegenden Straßen und im Wrangelkiez statt. Der Anstieg der Straftaten wird vor allem im Wrangelkiez festgestellt, wo Anwohner und Anwohnerinnen durch eine Parkschließung eine weitere Verlagerung in Hausflure, Keller und Hinterhöfe befürchten.“

Es fehlten finanzielle Zusagen für Notunterkünfte für Obdachlose, mehr Suchthilfe und Sozialarbeit, so Franco. Nötig sei eine „ehrliche Debatte darüber, wie wir Menschen aus der Abhängigkeit und Perspektivlosigkeit befreien“. Nur so lasse sich „der Verelendung im öffentlichen Raum gezielt entgegenwirken“. Ideen und Konzepte gebe es in Kreuzberg schon lange, es fehle das Geld vom Senat. „Der Görli wird nicht zum Musterpark, wenn man ihn einzäunt.“

© dpa-infocom, dpa:231007-99-473181/3

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