Doppelmord in Herne:"Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass ihm irgendetwas leid tat"

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Szene aus dem Prozess gegen Marcel H. im Bochumer Landgericht. (Foto: Ina Fassbender/dpa)
  • Im Prozess um einen Doppelmord in Herne hat ein Polizeibeamter ausgesagt.
  • Der Angeklagte Marcel H. hatte gestanden, einen neunjährigen Nachbarsjungen und dann einen 22-jährigen Kumpel, bei dem er sich vor der Polizei versteckte, erstochen zu haben.
  • Der Fall erregte deutschlandweit Aufmerksamkeit, weil Marcel H. mit Fotos seiner getöteten Opfer im Internet prahlte.

"Er wollte seine Geschichte erzählen, das war ihm wichtig." Die Geschichte, die Marcel H. dem Polizisten nach seiner Festnahme im März erzählte, offenbart grausige Details von einer Tat, die bundesweit Entsetzen auslöste. Der 19-Jährige, der sich derzeit vor dem Bochumer Landgericht verantworten muss, soll zwei Menschen erstochen und im Internet mit seinen Taten geprahlt haben. Heute sagte in dem Prozess ein Polizeibeamter aus, dem Marcel H. seine Taten gestanden hatte. "Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass ihm irgendetwas leid tat", sagte der 48-Jährige. "Er hat mir sein Geständnis praktisch diktiert."

Demnach lockte Marcel H. zunächst den neunjährigen Nachbarsjungen in den Keller seines Elternhauses und stach 52 Mal auf ihn ein. "Ich habe Jaden am Hals gehalten und zugestochen - und als er mich angeguckt hat, habe ich ihm in die Augen gestochen", heißt es in seiner Aussage. Danach sei ihm allerdings alles surreal erschienen. "Es sah für mich alles aus wie ein Film, obwohl es natürlich kein Film war."

Später schickte er eine Sprachnachricht an einen Freund: "Ich habe hier gerade den Nachbarn umgebracht. Fühlt sich ehrlich gesagt gar nicht so besonders an." Das Tondokument wurde heute im Prozess vorgespielt. Im voll besetzten Gerichtssaal herrschte dabei absolute Stille.

Das Motiv für die Tat sei reine Mordlust gewesen, wirft die Staatsanwaltschaft Marcel H. vor. Aus Frust, dass er im realen Leben keinen Erfolg hatte, flüchtete der sich offenbar in eine digitale Welt. Auf 4chan, einem Chatroom im Internet, veröffentlicht er kurz nach der Tat Fotos, auf denen er mit dem toten Jungen posiert.

Auch sein zweites Opfer soll er regelrecht hingerichtet haben. Nach seiner ersten Tat versteckte sich der Angeklagte bei dem früheren Schulfreund Christopher W. vor der Polizei. Als der erfuhr, dass nach Marcel H. gefahndet wird, stellte er ihn zur Rede - sein Verhängnis. 68 Stichwunden zählten die Gerichtsmediziner an seinem Leichnam. Nachdem er auf ihn eingestochen hatte, gab Marcel H. zu Protokoll, legte er Christopher W. , den Gürtel eines Bademantels um den Hals und zog zu. "Danach hat er aufgehört zu strampeln und ich war sicher, dass er tot war."

Sollte Marcel H. nach Jugendstrafrecht verurteilt werden, drohen ihm bis zu 15 Jahre Haft. Nach Erwachsenenstrafrecht ist auch die Verhängung einer lebenslangen Freiheitsstrafe möglich.

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Doppelmord in Herne
:Prozess um Marcel H.: Getötet "in dem Streben, einen Menschen sterben zu sehen"

Erst ersticht der 19-Jährige seine Opfer, dann prahlt er im Internet mit Fotos seiner Taten. Vor Gericht gesteht er alles - Gefühle zeigt er nicht.

Von Christian Wernicke

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