Wahlen:Parteiloser siegt bei Landratswahl: AfD deutlich dahinter

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Eine Wahlurne mit Stimmzetteln der Briefwahl zur Stichwahl für den Posten des Landrates. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Ein parteiloser Einzelbewerber ist klarer Sieger im Rennen um den Landratsposten im Kreis Dahme-Spreewald - die AfD landet bei der Stichwahl mit deutlichem Abstand auf dem zweiten Platz.

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Lübben (dpa) - Die AfD hat im Brandenburger Landkreis Dahme-Spreewald das Ziel eines bundesweit zweiten Landratspostens verpasst. Klarer Sieger bei der Stichwahl um das Amt wurde am Sonntag der parteilose Kandidat Sven Herzberger mit 64,8 Prozent. Der AfD-Kandidat, der Bundestagsabgeordnete Steffen Kotré, erreichte 35,2 Prozent der Stimmen. Die Wahl wurde über Brandenburg hinaus mit Spannung verfolgt und galt für einen der bevölkerungsstärksten Landkreise in Brandenburg als richtungsweisend. Gewinner Herzberger zeigte sich nach der Wahl erleichtert.

Die Wahlbeteiligung lag bei 47,9 Prozent und war damit fast so hoch wie im ersten Wahlgang mit 50,8 Prozent. Rund 147 000 Bürgerinnen und Bürger ab 16 Jahren waren zur Stimmabgabe in dem südlichen Landkreis an der Grenze zu Berlin aufgerufen. Der 54-jährige Herzberger, Bürgermeister von Zeuthen, wurde bei der Stichwahl von allen Parteien außer der AfD unterstützt. Der 52-Jährige Kotré, der im Havelland lebt, setzte auf die Mobilisierung der bisherigen Nichtwähler.

Herzberger war vor allem nahe Berlin stark. In Eichwalde erreichte er mit 76,8 Prozent sein bestes Ergebnis, Kotré kam im Amt Unterspreewald mit 46,8 Prozent auf seinen höchsten Wert. Bei der Briefwahl war Herzberger deutlich stärker, lag aber auch in der Urnenwahl vorn.

„Dass so viele Leute für ein weltoffenes und tolerantes Dahme-Spreewald gestimmt haben, das ist schon echt beeindruckend“, sagte Herzberger der Deutschen Presse-Agentur. Mit so einem klaren Sieg habe er nicht gerechnet. Als neuer Landrat werde er „nicht spalten, sondern zusammenführen“.

Wahlverlierer Kotré zeigte sich vom Wahlausgang nicht überrascht. „Es war zu erwarten, vor allen Dingen mit dem Hintergrund, dass sich alle anderen zusammenschließen gegen die AfD.“

Im ersten Wahlgang lieferten sich Kotré und Herzberger noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Beide kamen jeweils auf rund 35 Prozent, wobei der AfD-Bewerber mit mehr als 300 Stimmen knapp vorn lag. Da keiner der beiden Kandidaten die absolute Mehrheit erlangte, musste ein zweiter Wahlgang entscheiden. Die Amtszeit des neuen Landrats beginnt am 1. März 2024. Noch-Landrat Stephan Loge (SPD) scheidet nach knapp 16 Jahren aus dem Amt.

Die SPD Brandenburg beglückwünschte Herzberger und schrieb auf der Plattform X (früher Twitter), durch den gemeinsamen Einsatz vieler Demokratinnen und Demokraten sei der Balken des AfD-Kandidaten im Vergleich zur Hauptwahl leicht gesunken. CDU-Generalsekretär Gordon Hoffmann sagte: „Das Ergebnis zeigt, dass man vor der AfD keine Angst haben muss. Mit den richtigen Antworten auf die Fragen der Menschen und den richtigen Kandidaten können wir immer Wahlen gewinnen.“

Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) schrieb: „Herzlichen Glückwunsch an Sven Herzberger, der mit knapp zwei Drittel der Stimmen gegen den AfD-Kandidaten gewinnt“. Linke-Landeschef Sebastian Walter sagte der dpa: „Wir haben uns als Linke von Beginn an für den parteilosen Kandidaten eingesetzt, weil er die besten Kompetenzen und die meisten Erfahrungen hat.“ Mit der Unterstützung durch fast alle Parteien sei bewiesen, dass Demokratie nur über Parteigrenzen hinweg funktioniere. FDP-Landeschef Zyon Braun meinte, die Niederlage des AfD-Kandidaten sei auch ein klares Signal für die Wahlen im kommenden Jahr.

Die Wahl in einem der einwohnerstärksten Landkreise Brandenburgs, in dem der Flughafen BER liegt, galt als Richtungsentscheidung. Anders als andere Regionen verzeichnet Dahme-Spreewald seit Jahren Zuzug. Dabei profitiert der Kreis von der Nähe zu Berlin und von guter Infrastruktur. Der Landkreis ist wirtschaftlich einer der stärksten in Ostdeutschland. Beim Bruttosozialprodukt im Land belegt Dahme-Spreewald einen der vorderen Plätze. Nirgendwo in Brandenburg gibt es so wenig Arbeitslose. Mit rund 3,6 Prozent liegt die Arbeitslosigkeit auch deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt.

© dpa-infocom, dpa:231112-99-922192/5

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