Dänemark:Ausbrecher an der Angel

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In Dänemark sind 80000 Zuchtforellen in die Ostsee gelangt. Angler sollen sie jetzt fangen. Doch das ist gar nicht so einfach: Die Fische von der Farm beißen nur faul, weil sie keine Köder kennen. Aber einmal an der Angel, sind sie wahre Kämpfer.

Von Silke Bigalke, Stockholm

Es dauert, bis die dummen Forellen anbeißen. Sie haben schließlich ihr Leben in einer Fischfarm verbracht, mit einem Köder wissen sie wenig anzufangen. Anfang der Woche sind in Dänemark 80 000 Zuchtforellen in die Ostsee entflohen. Ein Frachter war im Horsens Fjord in ihre Farm gekracht.

Sofort schlugen Dänemarks Fischer Alarm. Die Farmforellen fräßen die Eier der Meerforellen und deren frisch geschlüpfte Fischchen. Gerade jetzt sei die Zeit, in der die wilden Forellen zum Laichen die Flüsse hinaufschwimmen. Der dänische Sportfischerverband schickte eine Nachricht an alle Mitglieder: Sie sollten sofort angeln gehen, Farmforellen.

"Da sind so viele Fische unterwegs, es wird leicht, sie zu fangen, selbst für Anfänger", sagt Verbandssprecher Andreas Findling-Rottem. In ihrem Gehege seien die Tiere mit braunen Pellets gefüttert worden. Am besten versuche man daher rotbraune Fliegen als Köder. Irgendwann würden die hungrigen Farmforellen schon zuschnappen.

Die meisten Zuchtfische werden ohnehin nicht alt werden im offenen Meer, die Bedrohung ist also nur temporär. Doch wenn die Farmforellen ihren wilden Verwandten die Flüsse hinauf folgen, könnten sie versuchen, selbst zu laichen und dadurch die Eier der anderen Fische ausgraben, sagte Jon Svendsen, Forscher am Dänischen Institut für aquatischen Ressourcen, der BBC. Eine größere Bedrohung für das Meer seien jedoch die Fischfarmen an sich, die Nährstoffe abgeben und Algen wachsen lassen, die dann dem Wasser Sauerstoff nehmen.

Sportangler Findling-Rottem schätzt, dass an diesem Wochenende bis zu tausend Angler Richtung Küste streben, um "aufzuräumen" und "Spaß zu haben". Die Farmforellen sind groß, drei bis vier Kilo schwer. "Sie liefern einen ordentlichen Kampf", sagt er. Wilde Forellen reichen an dieses Kampfgewicht meist nicht ran. Und wenn die Angler bei der Aufräumaktion Meerforellen erwischen? "Können sie die auch mit nach Hause nehmen", sagt er. Schmecken ohnehin besser als Zuchtfisch.

© SZ vom 15.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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