Brüssel:Belgische Universität empfielt "schönes Dekolleté" zur Diplomfeier

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Damit die Absolventen nicht unpassend gekleidet zur Diplomübergabe kommen, fühlte sich eine Hochschule in Brüssel bemüßigt, Kleidungstipps zu geben. Das ging gründlich schief.

Was ziehe ich an? - das ist vor festlichen Anlässen stets eine wichtige Frage. Die Herren entscheiden sich meist für einen Anzug, je nach dem, wie förmlich der Termin ist, mit oder ohne Krawatte. Für die Damen gibt es mehr Auswahl: Kleid oder Hose, kurz oder lang, schulterfrei oder Arme bedeckt? Die französischsprachige Freie Universität Brüssel (ULB) wollte offenbar sichergehen, dass die Studentinnen bei der Diplomverleihung nicht nur festlich gekleidet sind, sondern auch noch besonders viel nackte Haut zeigen.

Wie mehrere belgische Medien und der britische Guardian berichten, schickte die Universität den Studenten eine Mail, in der es hieß: "Aus ästhetischer Sicht ist es von Vorteil, dass die jungen Damen ein Kleid oder einen Rock anziehen sowie ein schönes Dekolleté tragen. Bei den Herren ist ein Anzug erwünscht."

Über die von Studenten privat betriebene Facebook-Seite "ULB Confessions" kam der Inhalt der Mail und Screenshots davon an die Öffentlichkeit. In sozialen Netzwerken gab es mehr als 600 empörte Kommentare, in denen die Universität unter anderem als "sexistisch" beschimpft wurde. "Ist das ein Witz? Es sind Medizinabsolventen und alles, worum man sie bittet, ist ihre Brüste zu zeigen?", schreibt beispielsweise eine Userin.

Marco Schetgen, der Dekan der Fakultät, bestätigte den Inhalt der E-Mail. "Nein, es ist kein Scherz", sagte er dem belgischen Sender RTL Info. Die Nachricht sei wohl aus dem Sekretariat verschickt worden und habe auch ihn "äußerst überrascht". Dort würden nur Frauen arbeiten.

Die Universität hat sich kurze Zeit später in einer Mitteilung auf Facebook und Twitter bei allen Studenten für die E-Mail entschuldigt. "Es ist offensichtlich, dass die Hinweise, die die Kleidung der Absolventinnen betreffen, nicht nur deplatziert sind, sondern auch den Werten widersprechen, die die Fakultät und die Universität als Ganzes in ihrer täglichen Arbeit prägen."

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