Brandenburg:Verwahrlostes Kind bereits in Obhut der Behörden

Statistisches Bundesamt - Kinder

Symboldbild: Ein kleines Mädchen sitzt mit gesenktem Kopf allein auf dem Fußboden. Im Jahr 2018 wurden in Brandenburg 1947 Kinder in Obhut genommen - davon 85 Prozent wegen einer Gefährdung.

(Foto: dpa)
  • Einem Medienbericht zufolge soll ein extrem verwahrlostes Kind in der Weihnachtszeit ins Krankenhaus gebracht worden sein.
  • Seit dem 20. Dezember soll es sich offiziellen Angaben zufolge in der Obhut der Behörden befinden.
  • Die Behörden ermitteln gegen die Eltern.

Im brandenburgischen Eberswalde soll ein fünfjähriges Mädchen extrem verwahrlost in ein Krankenhaus gebracht worden sein. Nach einem Medienbericht prüft die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) jetzt den Fall. "Wir haben aufgrund der Presseberichterstattung ein Ermittlungsverfahren eingeleitet", sagte ein Sprecher am Montag.

Die Märkische Oderzeitung (MOZ) hatte am Samstag berichtet, das Mädchen solle mindestens zwei Jahre völlig auf sich allein gestellt gewesen sein und habe jahrelang kein Tageslicht gesehen. Sie habe in einer Wohnung in der 40 000-Einwohner-Stadt östlich von Berlin gelebt. Dort sollen auch noch zwei weitere, ältere Geschwister gewohnt haben. Über deren Gesundheitszustand ist derzeit nichts bekannt. In der Weihnachtszeit ist das Mädchen nach Angaben des Blattes schließlich unter Mitwirkung des Jugendamts in eine Klinik eingeliefert worden. Das Kind sei körperlich und geistig stark zurückgeblieben.

Inzwischen ist das Kind in die Obhut der Behörden gekommen. Das Mädchen sei im Krankenhaus gewesen, habe es aber schon wieder verlassen können, sagte der Landrat des Kreises Barnim, Daniel Kurth (SPD), am Montag bei einer Pressekonferenz. Er habe feststellen müssen, "dass das Kind nicht die Fürsorge und Pflege und Liebe seiner Eltern bekommen hat", die es gebraucht hätte. Es befinde sich seit dem 20. Dezember in sicherer Obhut. Seine beiden Geschwister seien zeitgleich in Sicherheit gekommen. Bei ihnen gebe es keine Hinweise auf derartige Vernachlässigung wie bei dem Mädchen, sagte Sozialdezernentin Yvonne Dankert.

Die Familie war den Behörden schon länger bekannt. "Wir sind mit dem Jugendamt der Kreisverwaltung Barnim bereits seit Mitte 2017 bemüht, Hilfe in diese Familie zu bringen", so der Landrat. Sozialdezernentin Yvonne Dankert ergänzte, es habe eine erste Meldung Mitte 2017 gegeben. Alle Hilfsversuche blieben laut Kreis zunächst erfolglos.

Die Polizei hat nach eigenen Angaben von Amts wegen ein Ermittlungsverfahren wegen der Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht eingeleitet. Der MOZ zufolge ist dabei auch die Frage noch nicht geklärt, warum das Jugendamt nicht schon im Dezember die Polizei einschaltete: "Es geht zunächst darum, Informationen zu sammeln und zu ermitteln, warum uns das Jugendamt Barnim nicht eingeschaltet hat", sagte ein Pressesprecher der Staatsanwaltschaft der Zeitung.

Der Kreis wollte sich noch am Montag zu dem Fall äußern. "Bei uns sitzen die Verantwortlichen zusammen", sagte Kreissprecher Oliver Köhler. Das brandenburgische Bildungsministerium forderte den Kreis zu einer Stellungnahme auf. "Es ist ein sehr schwerer und tragischer Fall", sagte Ministeriumssprecherin Antje Grabley. Bei solch einer Straftat hätten Staatsanwaltschaft und Polizei informiert werden müssen, betonte sie.

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