Bluttat von Annecy:Ermittler durchsuchen Haus der britischen Mordopfer

Lesezeit: 2 min

Nachforschungen in Großbritannien: Nach dem Vierfachmord im französischen Annecy haben Ermittler das Haus des getöteten britischen Ehepaars al-Hilli durchsucht. Auch vier Beamte aus Frankreich waren anwesend. Sie wollen nun den Bruder des Familienvaters befragen.

Immer wieder bringen Menschen Blumen zu dem Haus mit der Fassade aus Klinker und Fachwerk. Auf das Grundstück der al-Hillis in Claygate im Südosten Englands dürfen sie jedoch nicht. Vor dem Gartentor haben sich Polizisten postiert, sie nehmen die Sträuße und Beileidskarten entgegen. Derweil durchsuchen am Samstag, drei Tage nachdem Saad al-Hilli, seine Frau und mutmaßlich seine Schwiegermutter sowie ein Radfahrer im französischen Annecy ermordet wurden, britische und französische Ermittler das Anwesen der irakisch-stämmigen Familie.

Vor dem Grundstück der Familie al-Hilli im englischen Claygate haben sich Polizisten postiert, um Schaulustige fernzuhalten. (Foto: Getty Images)

Für die Hausdurchsuchung seien vier Polizisten aus Frankreich nach Großbritannien gereist, teilte die französische Staatsanwaltschaft mit. Zudem sind der Behörde zufolge zwei Mitglieder der Familie al-Hilli in Begleitung von britischen Sozialarbeitern in Frankreich eingetroffen. Sie sollen sich um die beiden überlebenden Töchter des getöteten Paares kümmern.

Der 50 Jahre alte Computer-Ingenieur Saad al-Hilli, seine Ehefrau Iqbal und eine ältere aus dem Irak stammende Frau mit schwedischem Pass - vermutlich Iqbals Mutter - waren am Mittwoch bei Annecy in den französischen Alpen in ihrem Auto erschossen worden. Ein französischer Radfahrer, der möglicherweise zufällig am Tatort war, erlitt ebenfalls tödliche Schussverletzungen.

Die beiden Töchter des getöteten Ehepaares überlebten die Bluttat. Die Siebenjährige erlitt schwere Schuss- und Schlagverletzungen und wurde ins künstliche Koma versetzt. Ihr Zustand ist jedoch mittlerweile nicht mehr kritisch. Das vierjährige Mädchen überlebte wie durch ein Wunder unverletzt, nachdem sie im Fußraum des Autos unter den Beinen ihrer Mutter Schutz gesucht hatte. Dort verharrte sie acht Stunden, bis Polizisten das Kind entdeckten.

Der Hintergrund des Verbrechens ist noch unklar - spekuliert wird über ein finanzielles Motiv. Zwischen Saad al-Hilli und seinem Bruder soll es Streitigkeiten über ein Erbe von mehr als einer Million Euro gegeben haben. Der Bruder war selbst bei der britischen Polizei erschienen, um Informationen zu den Morden zu bekommen. Dabei bestritt er den Angaben zufolge, dass es Geldstreitigkeiten gegeben habe.

Die nach London entsandten französischen Ermittler wollen den Mann dennoch befragen. Die Beamten stimmten sich dazu mit den britischen Ermittlern ab, sagte Eric Maillaud von der französischen Staatsanwaltschaft dem Fernsehsender i-Tele. Der Bruder werde "wie alle anderen, die die Opfer kannten", befragt.

Bei der Suche nach dem oder den Tätern der kaltblütigen Morde sollen nun auch die Anrainerstaaten Frankreichs helfen. "Alle Nachbarländer wurden mobilisiert", sagte Maillaud. Dabei gehe es vor allem um Wachsamkeit hinsichtlich einer möglichen Flucht der Täter.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/jobr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: