Berlin:Herzmediziner schweigt vor Gericht

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Mutmaßlicher Tatort ist die Intensivstation der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin auf dem Campus Virchow in Berlin-Wedding. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Der Arzt der Berliner Charité soll einen Mann und eine Frau mit überdosierten Medikamenten getötet haben. Nun hat der Prozess begonnen.

Nach dem Tod zweier Patienten hat in Berlin der Prozess gegen einen Herzmediziner der Charité begonnen. Der 56-Jährige soll in den Jahren 2021 und 2022 einen 73-jährigen Mann und eine ebenfalls 73 Jahre alte Frau mit überdosierten Medikamenten getötet haben. Mitangeklagt ist eine 39-jährige Krankenschwester.

Beide Angeklagten schwiegen am Dienstag zu den Vorwürfen. Über ihre Verteidiger ließen sie aber erklären, dass sie sich grundsätzlich zu einem späteren Zeitpunkt äußern wollten. Der Kardiologe war im Mai wegen des dringenden Verdachts des zweifachen Mordes festgenommen worden und befindet sich seitdem in Untersuchungshaft. Von der Charité - Berlins traditionsreichem Universitätsklinikum - war er bereits im August 2022 freigestellt worden.

Die Staatsanwaltschaft war bei ihrer Anklage von zweifachem Mord aus niedrigen Beweggründen ausgegangen. Die zuständige Kammer beim Landgericht bewertete den Fall jedoch bei der Eröffnung des Verfahrens anders, wie der Vorsitzende Richter Gregor Herb erklärte. Nach ihrer Auffassung besteht in beiden Fällen lediglich ein hinreichender Tatverdacht für den Straftatbestand des Totschlags. Mordmerkmale seien bislang nicht erkennbar.

"Nach meinem Eindruck hat jemand Gott gespielt", sagte Nebenklage-Anwältin Galina Rolnik am Dienstag am Rande des Prozesses. Sie vertritt die Ehefrau des 73-Jährigen. Ins Visier der Ermittler waren die Angeklagten durch einen anonymen Hinweis geraten. Mutmaßlicher Tatort ist die Intensivstation der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin auf dem Campus Virchow in Berlin-Wedding.

Das Landgericht Berlin hat bislang 19 weitere Verhandlungstage bis zum 16. Januar 2024 geplant. Der Prozess soll am 7. November mit der Vernehmung erster Zeugen fortgesetzt werden. Dann soll auch die junge Pflegerin, die den anonymen Hinweis gab, gehört werden.

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