Berlin:Anklagen wegen tödlicher Prügelattacke am Alexanderplatz

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So heftig war die Prügelattacke, dass der 20-Jährige tags darauf an einer Hirnblutung starb. Fünf Monate nach dem Angriff am Alexanderplatz im Zentrum Berlins ist Anklage gegen vier mutmaßliche Täter erhoben worden. Der Haupttäter bleibt weiter auf der Flucht.

Knapp fünf Monate nach einem tödlichen Angriff am Berliner Alexanderplatz hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen vier Tatverdächtige erhoben. Die Männer im Alter zwischen 19 und 21 Jahren müssen sich vor der Jugendkammer des Landgerichts Berlin wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten, zwei von ihnen auch wegen Körperverletzung mit Todesfolge.

Eine Anklage wegen Mordes oder Totschlags wird es nicht geben. Der dazu notwendige Tötungsvorsatz habe sich nicht bestätigt, berichtete die Staatsanwaltschaft. Der 20-jährige Jonny K. war im Oktober 2012 von vermutlich sechs jungen Männern zu Tode geprügelt und getreten worden Die Attacke hatte bundesweit Entsetzen ausgelöst und eine Debatte über Jugendgewalt entfacht.

Der mutmaßliche 19-jährige Haupttäter Onur U. war in die Türkei geflüchtet. Auch ein weiterer Verdächtiger, Bilal K., ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft noch auf der Flucht in der Türkei. Beide werden mit internationalen Haftbefehlen gesucht.

Drei der jetzt Angeklagten sitzen in Untersuchungshaft, einer ist auf freiem Fuß, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Die Ermittlungen ergaben, dass zwei der vier angeklagten Tatverdächtigen - Osman A. und Melih Y. - auf das Opfer bis zur Bewusstlosigkeit eingeschlagen und eingetreten hatten. Als sich ein Begleiter des getöteten Johnny K. einmischte, schlugen die beiden anderen Angeklagten, Hüseyin I. und Memet E., auf diesen ein.

Die türkische Justiz stellte im Februar ein sogenanntes Rechtshilfeersuchen, um die deutschen Ermittlungsunterlagen zu dem geflüchteten 19-Jährigen Onur U. einzusehen. Die dortigen Behörden argumentieren, dass der Mann die türkische Staatsbürgerschaft hat. "Onur U. ist Türke. Eine Auslieferung nach Deutschland steht damit außer Frage", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Die deutsche Justiz prüfe derzeit noch, ob sie dem Rechtshilfeersuchen nachkommt. Denkbar wäre es, dass die türkischen Behörden Onur U. festnehmen, dies sei allerdings noch nicht geschehen. Die Berliner Justiz versuche seit Monaten alles, um den Hauptverdächtigen Onur U. zurückzuholen. "Das Ganze ist eine komplizierte Geschichte", sagte der Sprecher.

Bei einer Verurteilung in der Türkei könnte dem Mann allerdings eine höhere Strafe drohen als in Deutschland, auch weil dort das Jugendstrafrecht nicht angewendet wird.

© Süddeutsche.de/dpa/leja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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