Berlin:Angezündeter Obdachloser: Angeklagte kommen aus U-Haft frei

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Eingang zur Berliner U-Bahnstation Schönleinstraße (Foto: dpa)
  • Im Fall des angezündeten Obdachlosen in Berlin sind sechs der sieben Angeklagten aus der U-Haft entlassen worden.
  • Der Hauptangeklagte muss weiter im Gefängnis bleiben.
  • Die Staatsanwaltschaft wirft den Männern versuchten Mord vor.

Im Prozess um den angezündeten schlafenden Obdachlosen im Berliner U-Bahnhof Schönleinstraße hat das Berliner Landgericht die Haftbefehle gegen fünf Verdächtige aufgehoben. Damit gab es Anträgen der Verteidiger statt. Bislang saßen sechs Verdächtige in Untersuchungshaft. Sie kommen jetzt zunächst auf freien Fuß, der Prozess gegen sie geht aber weiter. Der Haftbefehl gegen den 21-jährigen Hauptverdächtigen bleibe bestehen, hieß es.

Die 16- bis 21-jährigen Flüchtlinge aus Syrien und Libyen sollen laut Anklage Heiligabend 2016 im U-Bahnhof Schönleinstraße billigend in Kauf genommen haben, dass der 37-jährige Obdachlose hätte Feuer fangen und verbrennen können. Nur durch das Eingreifen von Fahrgästen sei er unverletzt geblieben. Sechs von den Angeklagten wird versuchter Mord vorgeworfen, einem unterlassene Hilfeleistung. Am Freitag gab das Gericht den rechtlichen Hinweis, dass auch versuchte, gefährliche Körperverletzung als Delikt in Frage komme.

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:Obdachloser angezündet - sieben Angeklagte vor Gericht

Die Tat löste bundesweit Entsetzen aus: Ein schlafender Mann wäre in einem Berliner U-Bahnhof an Weihnachten beinahe verbrannt. Jetzt beginnt der Prozess gegen die mutmaßlichen Täter.

Mehrere Angeklagte hatten den Vorwurf des Mordversuchs zurückgewiesen. Der 21-Jährige Hauptverdächtige gab zu, ein Taschentuch in Brand gesteckt zu haben. Er habe den Mann aber "nur durch ein kleines Feuerchen aufschrecken wollen". Zu keinem Zeitpunkt habe er mögliche tödliche Folgen in Kauf genommen. Der Obdachlose blieb unverletzt, weil ein U-Bahn-Fahrer, der das Geschehen beobachtete, mit einem Feuerlöscher zu Hilfe eilte.

Der Bahnhof Schönleinstraße an der Grenze der Stadtteile Kreuzberg und Neukölln wird mit Videokameras überwacht, die Tat wurde aufgezeichnet. Die Polizei veröffentlichte Fahndungsbilder der mutmaßlichen Täter, außerdem ein Video, auf dem die Gesuchten zu sehen waren. Die Verdächtigten stellten sich. Sie alle sollen zwischen 2014 und 2016 als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sein, fünf von ihnen stammen wahrscheinlich aus Syrien, einer aus Libyen.

Der Fall löste bundesweit Entsetzen aus, auch, weil erst kurz zuvor eine weitere Attacke in der Berliner U-Bahn stattgefunden hatte: Ein Mann hatte einer Frau unvermittelt auf der Treppe in den Rücken getreten.

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