Bergungsarbeiten an der "Costa Concordia":Rettungskräfte entdecken fünf Leichen

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Die Zahl der Todesopfer nach der Havarie der "Costa Concordia" ist gestiegen: Taucher haben im Wrack des Kreuzfahrtschiffs weitere fünf Leichen gefunden. Unbestätigten Meldungen zufolge soll unter den bislang geborgenen Toten ein deutscher Staatsangehöriger sein - mehr als zehn Deutsche werden noch vermisst.

Noch hoffen die Retter darauf, Überlebende zu finden - doch mit jeder Stunde sinken die Chancen: Am Mittag haben Taucher fünf weitere Leichen im Wrack der Costa Concordia entdeckt. Die Toten seien im überfluteten Heckteil des gekenterten Schiffes entdeckt worden, bestätigte ein Sprecher der Gemeinde Giglio. Damit erhöht sich die Zahl der geborgenen Opfer auf elf. Italienischen Angaben zufolge werden nun noch 24 Personen vermisst.

Bei der Rettungsmission vor der Mittelmeerinsel Giglio hat die italienische Marine zuletzt sogar Sprengstoff zum Einsatz gebracht. Taucher sprengten am Dienstagmorgen vier Löcher in die Außenwand der Concordia. Marinesprecher Alessandro Busonero sagte dem Fernsehsender Sky TV 24, die Öffnungen ermöglichten es, leichter ins Innere des Wracks zu gelangen. Die Löcher wurden sowohl über als auch unter Wasser gesprengt. Fernsehbilder zeigten, dass sie einen Durchmesser von weniger als zwei Metern hatten.

Widersprüchliche Angaben zu vermissten Deutschen

Bereits am Morgen hatte es Meldungen über ein weiteres Todesopfer gegeben. Entsprechende Medienberichte wurden jedoch von Behördenseite umgehend dementiert. Die Zahl der Toten liege weiterhin bei sechs, sagte ein Sprecher der italienischen Küstenwache.

Mittlerweile wurde einem Bericht des italienischen Fernsehsenders Rai zufolge auch das erste deutsche Todesopfer identifiziert: Es soll sich um einen Mann handeln. Die deutschen Behörden haben sich dazu bislang noch nicht geäußert.

Zuletzt hatten die italienischen Behörden die Zahl der Vermissten am Montagabend von 16 auf 29 nach oben korrigiert: Es gebe bislang kein Lebenszeichen von 25 Passagieren und vier Crewmitgliedern, sagte der Küstenwachenchef Marco Brusco im Fernsehsender RAI Uno.

Dem Außenamt in Berlin zufolge sind unter den Vermissten zwölf Deutsche. Fünf stammen demnach aus Hessen, je zwei aus Berlin, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen und eine Frau aus Bayern. Italienische Behörden sprechen sogar von 14 vermissten Deutschen.

Den Angaben zufolge gibt es nur noch wenig Hoffnung, Überlebende zu finden. Alle über Wasser liegenden Bereiche des teilweise versunkenden Wracks seien durchsucht worden, teilte die Feuerwehr mit.

Costa-Chef lobt umsichtiges Handeln der Besatzung

Während der Kapitän des Schiffs, Francesco Schettino, für sein Verhalten nach dem Unglück in der Kritik steht, lobte Costa-Geschäftsführer Heiko Jensen das Verhalten der Besatzung: Die Crew habe bei der Rettung der mehr als 4000 Passagiere sehr umsichtig gehandelt. Überlebende hatten hingegen berichtet, die Mannschaft sei mit der Notsituation vollkommen überfordert gewesen. Einige Besatzungsmitglieder sollen zudem versucht haben, sich vor den Passagieren in Sicherheit zu bringen.

Auf entsprechende Nachfragen von Journalisten ging Jensen auf einer Pressekonferenz am Montagabend in Hamburg nicht ein. Er sagte lediglich, die Bordsprache sei Englisch gewesen, sodass die Kommunikation der Evakuierungsmaßnahmen gewährleistet gewesen sei. Auch dazu hatte es anderslautende Meldungen gegeben.

Das Unternehmen Costa Kreuzfahrten sicherte den Opfern der Schiffshavarie Entschädigung zu. "Wir nehmen mit jedem einzelnen Gast Kontakt auf", sagte der Geschäftsführer.

© Süddeutsche.de/dapd/dpa/jobr/sks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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