Vor der belgischen Küste hat ein Taucher ein deutsches U-Boot aus dem Ersten Weltkrieg entdeckt. Der fast hundert Jahre alte Fund sei "völlig einzigartig", teilte der Gouverneur von Westflandern, Carl Decaluwé, mit.
Man habe zwar in den vergangenen Jahrzehnten bereits elf U-Boot-Wracks in belgischem Gewässer aufgespürt, doch sei keines ähnlich gut erhalten. "Es ist nicht explodiert", sagte Decaluwé. Nur vorne sei das U-Boot beschädigt.
Gefunden wurde das Boot im Juni in 25 bis 30 Metern Tiefe in der Nähe von Ostende, einem Badeort an der Nordseeküste, der Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem beliebten Urlaubsziel wurde. Den genauen Fundort halten die Behörden geheim, um Plünderungen zu verhindern.
Geborgen wird das U-Boot voraussichtlich nicht - auch aus Kostengründen. Üblicherweise werden solche Fundorte in Seekarten verzeichnet und dort als eine Art Friedhof eingerichtet. Die Stelle werde gesichert und ein Tauchverbot durchgesetzt, sagte Decaluwé.
Während des Ersten Weltkrieges führte Deutschland von Belgien aus seinen berüchtigten U-Boot-Krieg, unter anderem gegen britische Handelsschiffe. Die deutsche Marine hatte nach Angaben von Gouverneur Decaluwé drei große U-Boot-Stützpunkte mit 10 000 Mann in Belgien und versenkte vor der Küste mehr als 2500 Schiffe. "Das war eine gefährliche Waffe."
Die Kriegsgegner der Deutschen legten deswegen Minen vor der belgischen Küste aus. Eine dieser Bomben mit bis zu 1000 Kilogramm Sprengstoff wurde dem jetzt gefundenen U-Boot mutmaßlich zum Verhängnis.
Bei dem Exemplar handelt es sich wohl um ein U-Boot der Klasse UB II, die ab 1915 gebaut wurde. Zwischen 1915 und 1918 waren insgesamt 18 Boote diesen Typs in der Flandern-Flotte im Einsatz. 13 wurden zerstört oder sanken. Das Wrack ist 27 Meter lang und sechs Meter breit.
Die Leichen der bei diesem Typ üblichen Besatzungsgröße von 23 Männern werden noch an Bord des U-Bootes vermutet. Geöffnet wurde es bis jetzt noch nicht, Taucher sollen es aber noch vor dem Winter erneut untersuchen.
Wenn geklärt wird, welches Schiff genau dort seit rund 100 Jahren am Meeresgrund überdauerte, können wohl auch die Namen der Besatzungsmitglieder festgestellt werden, sagt Stefan Janke, Militärattaché der deutschen Botschaft.