Finanzielle Lage:Ringen um Sparmaßnahmen: Grimme Online Award 2024 in Gefahr?

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Blick auf einen Award bei der Verleihung des Grimme Online Award 2021. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa/Archiv)

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Marl (dpa/lnw) - Die Belegschaft des in Finanznöte geratenen Grimme-Instituts sieht den Grimme Online Award in seiner bisherigen Form in Gefahr. „Aktuell sieht es für uns so aus, dass es schwierig ist, im kommenden Jahr eine Preisverleihung für den Grimme Online Award zu finanzieren“, sagte Aycha Riffi, Vertreterin der Grimme-Institut-Belegschaft im Aufsichtsrat und Leiterin der Grimme Akademie, der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch.

Signale aus der Gesellschafterversammlung stimmten aber hoffnungsvoll: „Es ist gut zu wissen, dass es das Bemühen von vielen Seiten, auch in der Gesellschafterversammlung gibt, dass wir eine Lösung finden“, sagte Riffi. Der undotierte Grimme Online Award gilt als wichtigste Auszeichnung für herausragende Online-Publizistik in Deutschland und wird in mehreren Kategorien vergeben.

Ein Sprecher des Instituts wollte zur Zukunft des Online-Awards keine Stellung nehmen und verwies auf die Haltung der Belegschaft: In einem öffentlichen Statement hatte diese zu Wochenbeginn mitgeteilt, dass sowohl der Wettbewerb als auch die Preisverleihung des Grimme Online Awards im 24. Preisjahr aufgrund der Sparmaßnahmen nicht in ihrer bisherigen Form stattfinden können. „Dies ist im Hinblick auf die Relevanz dieses Preises in der deutschen Medien- und Onlinewelt eine fatale Entwicklung“, heißt es in dem Schreiben. Mehrere Medien hatten berichtet.

Üblicherweise starte der Wettbewerb am 15. Januar. „Das wird sich auf jeden Fall verschieben, weil noch gar nicht klar ist, wie es weitergehen soll“, sagte Riffi am Mittwoch. Die Mitarbeiter bedauerten zudem die Schließung der Abteilungen Medienbildung und Forschung. „Wir tun alles dafür, dass die übrige Arbeit unseres Instituts keinen Schaden nimmt - das gilt auch für die Preise“, betonte sie. So gehe die Arbeit am Fernsehpreis ebenfalls weiter, wenn auch unter erschwerten Bedingungen. Um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden, verzichteten die Mitarbeiter im kommenden Jahr auf eine Tariferhöhung.

Nordrhein-Westfalens Medienminister und Mitglied der Gesellschafterversammlung des Grimme-Instituts, Nathanael Liminski, hatte am Dienstag in einem Interview des Deutschlandfunks die Wichtigkeit der Preise auch in der öffentlichen Wahrnehmung betont. Während es in den Bereichen Medienforschung und kultureller Arbeit auch andere Institutionen gebe, stehe nur Grimme für „Qualitätsauszeichnungen von journalistischen und medialen Produkten. Deshalb muss Grimme hier auch in Zukunft seine Aufgabe erfüllen können“, sagte Liminski dem Radiosender. „Es ist gemeinsame Auffassung im Gesellschafterkreis, dass die Preise für uns Priorität haben“, sagte er. Wie es weitergehe, sei noch nicht final entschieden.

Das Medieninstitut in Marl mit seinen aktuell 13 Vollzeit- und 9 Teilzeitstellen und gut drei Millionen Euro Jahresetat war unter anderem durch höhere Tarifabschlüsse und höhere Veranstaltungs- und Energiekosten in die roten Zahlen gerutscht. Für 2024 wird ein Defizit von etwa 430.000 Euro erwartet. Die Gesellschafter müssen daher über massive Einsparungen entscheiden. Wo genau gespart werde, werde in einem laufenden Prozess beraten und eruiert, sagte Liminski im Deutschlandfunk.

© dpa-infocom, dpa:231220-99-366185/3

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