Atomkatastrophe von Japan:Vermisstensuche am Unglücksmeiler

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Gefährlicher Einsatz innerhalb der Evakuierungszone: In Japan suchen Helfer jetzt auch Opfer rund um die verstrahlte Atomruine Fukushima-1. Derweil hat in der Nacht in der Katastrophenregion erneut die Erde gebebt.

Einsatzkräfte haben mit der Suche nach Vermissten im nahen Umfeld des zerstörten Atomkraftwerks begonnen. Etwa 300 Mann suchten das Gebiet im Umkreis von zehn Kilometern um das AKW ab. Neben einem Suchtrupp ist auch ein Team zur Messung radioaktiver Strahlung sowie ein weiteres Team zur Bergung der Leichen unterwegs. Sobald eine verstrahlte Leiche gefunden sei, werde sie abgewaschen und dann abtransportiert.

Aufräumen in der Evakuierungszone in Minamisoma, 25 Kilometer von Fukushima-1 entfernt. Nun suchen Helfer auch in direkter Nähe des Unglücksmeilers nach Opfern. (Foto: dpa)

Bisher sind etwa 13.300 Todesopfer des Bebens und Tsunamis identifiziert worden. Mehr als 15.000 Menschen werden noch vermisst.

Die Arbeiter im japanischen Atomkraftwerk Fukushima-1 versuchen unterdessen weiter verzweifelt, die havarierten Reaktoren unter Kontrolle zu bringen. Sie pumpen noch immer Wasser in die Reaktoren 1 bis 3, wie die Nachrichtenagentur Jiji Press meldet. Um eine mögliche Wasserstoffexplosion in Reaktor 1 zu verhindern, füllen die Arbeiter zudem weiter Stickstoff ein.

Um den Kühlkreislauf für die Unglücksreaktoren wie auch für die Abklingbecken für abgebrannte Brennstäbe wieder in Gang zu bringen, ist es notwendig, verseuchtes Wasser aus dem Tiefgeschoss des Turbinengebäudes herauszupumpen. Die Helfer in dem havarierten AKW müssen sich mit der Überprüfung der Auffanganlagen beeilen, in denen etwa 30.000 Tonnen gelagert werden können.

Die Menschen in der Katastrophenregion werden weiter von Nachbeben in Atem gehalten. Am Donnerstagmorgen (Ortszeit) wurde der Nordosten Japans erneut von einem schweren Erdbeben erschüttert. Die US-Erdbebenwarte USGS gab die Stärke des Bebens mit 6,1 an. Das Epizentrum lag demnach in elf Kilometer Tiefe, 190 Kilometer östlich von Morioka auf der Insel Honshu. Eine Tsunami-Warnung wurde zunächst nicht ausgegeben. Auch Berichte über Opfer oder Sachschäden lagen nicht vor.

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Unterdessen gerät der japanische Regierungschef Naoto Kan immer mehr in die Kritik. Am Vortag hatte die angebliche Aussage Kans, die 20 Kilometer große Evakuierungszone rund um die Atomruine bleibe für die nächsten zehn bis 20 Jahre unbewohnbar, für Verwirrung gesorgt.

Sowohl Kan als auch Außenminister Takeaki Matsumoto dementierten dies später wieder. Man nehme es dennoch ernst, dass dadurch Verunsicherung entstanden sei, sagte ein Regierungschef. Kans größter innerparteilicher Rivale, der einflussreiche Ichiro Ozawa, warf dem Premier Unfähigkeit im Umgang mit der Krise vor. Kans Mangel an Führungskraft könne zu "weiteren Katastrophen" führen, schrieb Ozawa laut Medienberichten. Manche in der regierenden Demokratischen Partei (DPJ) fordern seit längerem den Rücktritt des Partei- und Regierungschefs.

© dpa/AFP/afis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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