USA:Angehörige und Ärzte streiten über Schicksal einer hirntoten Schwangeren

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Die Eltern wollen den Wunsch ihrer Tochter erfüllen, die Ärzte das Leben eines Embryos retten. Der Fall einer 33-jährigen Texanerin hat in den USA eine Debatte ausgelöst: Sollen die lebenserhaltenden Maschinen abgeschaltet werden oder nicht?

Marlise Muñoz ist hirntot, Maschinen halten ihren Körper am Leben und auch den Embryo, der in ihrem Bauch wächst. Über das Schicksal der 33-jährigen Texanerin ist ein Streit zwischen ihrer Familie und den behandelnden Ärzten entbrannt: Muñoz' Eltern verlangen, dass ihre Tochter sterben darf, das Krankenhaus beharrt darauf, die Behandlung erfolge stikt nach dem Gesetz. Doch der tragische Fall hat in den USA auch eine landesweite Debatte ausgelöst - berührt er doch zwei heikle Themen, Abtreibung und Sterbehilfe.

Die New York Times sprach von einer "eigenartigen Kollision" juristischer, medizinischer und ethischer Fragen. Die Frau war nach Angaben der Zeitung im November in ihrer Küche vermutlich wegen einer Lungenembolie zusammengebrochen. Sie sei damals im vierten Monat schwanger gewesen. Ärzte in Fort Worth (Texas) erklärten sie wenig später für hirntot, hieß es. Derzeit sei sie in der 20. Schwangerschaftswoche. Nach Angaben von Muñoz' Mutter wollen die Ärzte zwischen der 22. und 24. Woche entscheiden, ob die Frau das Kind bis zum Ende der regulären Schwangerschaft in ihrem Bauch behalten oder ob es früher per Kaiserschnitt geholt werden soll.

"Wir handeln nach dem Gesetz"

Ihren Angehörigen zufolge wollte Muñoz nie allein von medizinischer Technologie am Leben gehalten werden. "Es geht darum, dass der Wunsch unserer Tochter vom Bundesstaat Texas nicht gewürdigt wird", zitiert die Zeitung die Mutter der Hirntoten. "Ich bin wütend auf den Bundesstaat. Was hat er für ein Recht, sich in diese Angelegenheit einzumischen?", fragt der Vater.

Die Ärzte halten dagegen: "Wir kämpfen nicht gegen die Familie Muñoz", sagte eine Sprecherin des Krankenhauses. "Wir handeln nach dem Gesetz." Da Texas es Ärzten laut Gesetz verbietet, Schwangeren lebenserhaltende Maßnahmen zu kappen, muss die Familie nun möglicherweise vor Gericht ziehen. Nach Angaben der New York Times gibt es in 31 der 50 US-Bundesstaaten Gesetze, die Befugnisse von Ärzten einschränken, bei todkranken Schwangeren lebenserhaltende Maßnahmen zu beenden. Texas gehöre zu den zwölf Staaten mit den stärksten Restriktionen für die Ärzte.

Auch ein zweiter Fall sorgt gegenwärtig für Aufsehen in den USA: In Kalifornien kämpft nach einem Bericht der Los Angeles Times eine Familie darum, dass ihre 13-jährige hirntote Tochter mit allen Mitteln am Leben erhalten wird. Die Angehörigen bemühen sich vor Gericht und in der Öffentlichkeit darum, dass das Mädchen an einem Beatmungsgerät angeschlossen bleibt. Die Ärzte in Oakland in der Nähe von San Francisco hatten die Patientin im vergangenen Dezember nach einer Operation für hirntot erklärt.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/sks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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