Zukunft des Museumsviertel:Rauschen soll nur noch die Kunst

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Die Zukunft des Museumsviertel hängt davon ab, ob es gelingt, die Häuser zu verbinden und den Verkehr zu beruhigen. Nun gibt erste Vorschläge der Stadt.

Sven Loerzer und Christian Mayer

Es ist eine schöne Vision, bestens geeignet, um für die Stadt München in aller Welt zu werben: Das Münchner Museumsviertel der Zukunft glänzt in der verkehrsberuhigten Kulturzone der Maxvorstadt, die Pinakotheken sind mit dem neuen Ägyptischen Museum und dem Museum Brandhorst räumlich verbunden, und für die Besucher gibt es eine zentrale Informationsstelle mit einem gemeinsamen Museumsshop und einem attraktiven Freiluft-Kunstcafé. Sonst noch Wünsche? Ja, der Königsplatz mit dem Lenbachhaus, der Glyptothek, der Antikensammlung und dem neuen NS-Dokumentationszentrum könnte auch gleich integriert werden ins Münchner Kunstviertel, das es dann tatsächlich mit der Berliner Museumsinsel aufnehmen könnte.

Viel Publikumsverkehr und wenig Autos: Liegt das Museum Brandhorst bald auf der Museumsinsel? (Foto: Robert Haas)

Ob die Vision eines Tages Wirklichkeit wird, hängt auch davon ab, wie stark sich die Stadt für die Entschleunigung des Pinakothekenviertels engagiert. Noch rollen die Autos über die großen Verkehrsschneisen der Maxvorstadt, doch es gibt erste vorsichtige Versuche einer Verkehrsberuhigung und besseren Verbindung der Museen. In diesem Sommer soll laut Stadtbaurätin Elisabeth Merk ausprobiert werden, ob sich "zwei oder drei wichtige Achsen temporär", etwa für Sommer- und Bürgerfeste sperren lassen. "Wenn sich Straßen an bestimmten Tagen, wie etwa am Wochenende, sperren ließen, dann wäre das eine gute Maßnahme etwa für Kunst- und Kulturevents", sagte Merk.

Einen ersten Versuch will der Bezirksausschuss Maxvorstadt zum Bürgerfest am 23. Juli wagen. Dann soll die Barerstraße zwischen Theresien- und Gabelsbergerstraße für den motorisierten Individualverkehr gesperrt werden. Nur die Trambahn soll weiterrollen, so Bezirksausschussvorsitzender Oskar Holl (SPD). Weitere Sperrungen wichtiger Straßen für das Bürgerfest lehnt Holl ab: "Wir werden auch so schon alle Hände voll zu tun haben, damit die Autofahrer am Ende nicht vergrätzt sind."

Erst einmal sind jetzt die Experten der Stadt an der Reihe. Im November will das Planungsreferat ein Gesamtkonzept vorlegen, um das Kunstareal langfristig attraktiver zu machen - der ganz große Wurf ist wohl nicht zu erwarten. Ein "schwieriger Brocken" sei der Verkehr. Stadtbaurätin Merk deutete in der Bezirksausschusssitzung an, dass Veränderungen beim Zuschnitt der Straßen geplant sind. Offenbar denkt das Planungsreferat über eine Aufhebung der Einbahnregelung in der Theresien- und der Gabelsbergerstraße nach, "ein langgehegter Wunsch der Bürger in der Maxvorstadt", um dort "die gefühlte Geschwindigkeit von Tempo 70" abzubremsen, so Holl.

An der breiten Schneise mit dem Altstadtring-Tunnel müssten "andere Übergänge" her. Außerdem sei zu überlegen, ob zwischen Alter und Neuer Pinakothek auf der Theresienstraße unbedingt beidseitig geparkt werden muss. Einer Stilllegung dieses Abschnitts gibt Holl dagegen wenig Chancen: "Das gäbe größere Verkehrsprobleme."

Die Haltung der Museen ist klar: Sie wünschen sich viel Publikumsverkehr und wenig Autos. Klaus Schrenk, Generaldirektor der Staatsgemäldesammlung fordert eine "spürbare Verkehrsberuhigung". Vor allem im Zusammenhang mit der Umgestaltung der Siemens-Hauptverwaltung am Altstadtring könnte man eine konkrete Verbesserung schaffen. Kunstminister Wolfgang Heubisch unterstützt diesen Vorstoß, weiß aber auch: Ohne die Stadt geht gar nichts. "Mit der Arbeitsgruppe zur Weiterentwicklung des Kunstareals sind wir auf einem guten Weg", sagt Heubisch. Momentan durchschneide die Gabelsberger Straße das Viertel wie eine Art Autobahn. "Auch eine bessere Anbindung des Museumsviertels an die Innenstadt ist wichtig. Ich kann die Stadt nur ermutigen, die Planungen für ein Verkehrskonzept engagiert voranzutreiben."

Stadtbaurätin Merk setzt auf eine Politik der kleinen Schritte. Denkbar seien auch informelle, temporäre Kunstaktionen: "Da könnte etwas mehr an wichtigen Stellen passieren." So könnte das geschotterte Vorfeld der Pinakothek der Moderne "einen Sommer lang einen schönen Rollrasenteppich haben".

Ein Vorschlag des Stadtviertelpolitikers Oskar Holl klingt interessanter:Falls das Studentenwerk das TU-Mensa-Gebäude wegen sinkender Wirtschaftlichkeit aufgebe, könnte man es umbauen - und als Informations-Pavillon mit Eintrittskartenverkauf für alle Museen im Viertel nutzen.

© SZ vom 16.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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