Vor etwa elf Jahren fragte die Nachbarin von Gertrud Hilgers, ob sie nicht Lust hätte, bei den Schülerlotsen mitzuhelfen. Und sie wollte. Doch dann stand sie ein paar Mal plötzlich alleine an der Straße, ihr "Mitwinker", wie sie es nennt, war einfach nicht gekommen. Für Hilgers keine einfache Situation, zumal die Kinder an ihrer Lotsenstelle gleich vier Fahrbahnen überqueren müssen. Ohne Ampel. "Da habe ich mir gedacht, am einfachsten wäre es, wenn mein Mann mitmachen würde", erzählt die heute 72-Jährige. "Er ist eh immer mit mir aufgestanden." Insofern hatte auch Knut Hilgers nichts gegen das neue Engagement einzuwenden - die beiden Rentner stehen bis heute jeden Donnerstagmorgen gemeinsam an der Straße und geleiten Kinder sicher auf die andere Seite.
Ein wichtiger Dienst für Schüler und Eltern, die Hilgers sehen darin allerdings keine große Sache. "Das ist doch wirklich nix", sagt der 79-jährige Ehemann, "das kann man doch locker machen." Und wenn es regnet? "Dann nehmen wir Schirme mit." Und bei deutlichen Minusgraden? "Dann gibt es Handschuhe, Mütze und warme Stiefel. Die Schüler müssen ja auch laufen." Nur um die Ecke hätten sie bis zu ihrer Lotsenstelle zu gehen, sagt Knut Hilgers, außerdem seien die Kinder immer gut gelaunt, brav und freundlich. "Wenn sie mal früher dran sind, warten sie sogar, bis wir kommen", erzählt Gertrud Hilgers, die früher Grundschullehrerin war.
21 Kinder sind es momentan, die an ihrer Stelle in Zorneding über die Straße müssen, das weiß sie ganz genau. Außerdem beobachtet sie sehr gerne, wie ihre Schützlinge im Lauf der Zeit in die Höhe wachsen: "Am Anfang kommen riesige Ranzen mit kleinen Kindern dran, aber nach vier Jahren sind sie dann schon richtig groß."