Zugeparkt:Autofrei vor Ickinger Schulen

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Eltern, die ihre Kinder zum Unterricht fahren, lösen häufig ein gefährliches Verkehrschaos aus. Deshalb haben sich die Grundschule, das Rainer-Maria-Rilke-Gymnasium und die Kindertagesstätte Ickolino zu einer Aktionswoche zusammengetan

Von Susanne Hauck

Es ist 7.40 Uhr. Vor den Ickinger Schulen ist die Hölle los. Eltern bringen ihre Kinder zum Unterricht, viele von parken im absoluten Halteverbot oder in zweiter Reihe. Nur mal eben schnell, wie sie vielleicht glauben. Die ohnehin engen Straßen rund um die Verkehrsinsel sind jedoch im Nu verstopft, so dass sich der Schulbus kaum durchquälen kann. Zwischen all den Autos strömen die Schüler in Scharen von der S-Bahn zum Gymnasium, radeln und rollern weitere Kinder. Die Schulweghelfer an der Wadlhauser Straße haben alle Hände voll zu tun, um die Fahrzeuge zum Stoppen zu bringen. Solche Szenen spielen sich fast jeden Morgen in Icking ab.

Dieses Chaos ist der Grund für die Aktion "Schulzentrum autofrei - wir sind dabei", die von nächstem Montag an eine Woche lang stattfindet. Mehrere Banner im Ort sollen darauf aufmerksam machen. Auch die Polizei wird Präsenz zeigen. Grundschulleiter Anton Höck geht es um die Sicherheit der Kinder, die zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit Bus und S-Bahn kommen. "Wir wollen oben am Schulzentrum die Straße frei kriegen und den Autoverkehr einschränken", sagt er. Eigentlich hätte die Initiative schon im Juli starten sollen, "aber bis alle im Boot waren, hat es gedauert". Höck ist froh, dass nicht nur die Elternbeiräte aller Bildungseinrichtungen, sondern auch die Kindertagesstätte Ickolino und das Rainer-Maria-Rilke Gymnasium beteiligt sind. "Schließlich sind das fünf Mal so viel Schüler wie bei uns an der Grundschule."

Zwar war der "morgendliche Anlieferungsverkehr", wie Höck sagt, in den ersten Schulwochen nach den Sommerferien wegen des guten Wetters noch relativ entspannt. Trotzdem sei der Verkehr der sogenannten Elterntaxis hoch. Die Baustelle rund ums Gymnasium für den Beachvolleyballplatz und die Straßenarbeiten wegen dem Glasfaserkabel hätten die Situation noch verschärft. Wenn das Wetter umschlage und der Schneepflug sich seinen Weg bahnen müsse, "dann kumuliert es schlagartig zwischen 7.30 und 8 Uhr". Der Schulleiter berichtet auch von Auswüchsen. Zum Beispiel: "Es kommt vor, dass Eltern mit dem Auto bis auf den Schulhof fahren, um ihr Kind dort aussteigen zu lassen." Außerdem sei die Wadlhauser Straße von den in zweiter Reihe parkenden Fahrzeugen blockiert, weshalb der Schulbus oft minutenlang warten müsse. Es werde auch immer schwieriger, genügend Schulweghelfer zu finden, sagt Höck.

Allerdings möchte er auf unverfrorene Mütter und Väter nicht mit dem moralischen Zeigefinger zeigen, sondern ihnen Denkanstöße geben. "Es geht ja nicht darum, jemand zu bestrafen, sondern ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass es auch andere Wege gibt, die Kinder zu bringen." Als "positiv und konstruktiv" soll die Aktion wahrgenommen werden.

Damit es nicht beim Aufruf bleibt, macht die Schule Angebote, das Auto stehen zu lassen: Elternbeiräte organisieren für den Schulweg einen sogenannten Walking Bus. Wie Schulleiter Höck erklärt, ist dies ein "Bus mit Füßen", wo ein Erwachsener quasi als "gehender Busfahrer" fungiert und die Gruppe zur Schule bringt. Eine Mutter wird um 7.40 Uhr bei der Unterführung am Talberg warten. Auch andere Treffpunkte sind geplant, wie etwa in Spatzenloh. Der Schulleiter weiß, dass nicht alle Eltern ihren Nachwuchs zu Fuß bringen können, schon deshalb nicht, weil manche in abgelegenen Ortsteilen wohnen. Wer das Auto brauche, könnte die Kinder allerdings nicht direkt vor den Schulen aussteigen lassen, sondern ein Stückchen weiter weg, rät er. "Zehn Minuten früher bringen und sie das letzte Stück zu Fuß gehen lassen."

Auch die Gemeinde unterstützt die "Autofreie Woche". Sie finanziert die drei Banner, die am Zaun bei der Verkehrsinsel und neben der B 11 an beiden Ortsausgängen hängen sollen. Um den Bringverkehr vor der Kita Ickolino zu entschärfen, soll es künftig Kurzzeitparkplätze geben. Außerdem habe die Gemeinde aus diesem Grund beschlossen, "an drei Parkplätzen die Parkdauer auf 30 Minuten zu beschränken", sagte Bürgermeisterin Margit Menrad (UBI) in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Sie hofft, dass dies von den Eltern angenommen wird, die bisher gerne auf der Wadlhauser Straße halten und den Verkehr blockieren. Bei Bedarf könnten die Kurzzeitparkplätze auf sechs erweitert werden.

Den Erfolg der Aktion sollen auch die Kinder nachvollziehen. In der Aula wird ein großer Papierbaum befestigt, den die Mädchen und Buben gestalten können. Für "Zu Fuß gebracht" dürfen sie ein grünes Blatt anbringen, fürs Auto gibt es eine andere Farbe. Wie grün der Baum zum Schluss ist, wird sich herausstellen. In den Sitzungen mit dem Elternbeirat will Höck die "Autofreie Woche" anschließend evaluieren und überlegen, ob noch etwas verbessert werden kann. Eine einmalige Sache soll die Aktion jedenfalls nicht bleiben. "In Zukunft soll sie zwei Mal im Jahr stattfinden", sagt der Schulleiter. "Einmal im Juli und dann wieder gleich zum Schulstart."

© SZ vom 19.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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