Ideen für Wolfratshausen:Märchenstunden und Boule-Spiel am Loisachufer

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In sogenannten Mini-Laboren wurden Ideen erarbeitet, hier am Sebastianisteg. (Foto: Julia Bergmeister/oh)

Das "Transformationslabor", eine Zusammenarbeit zwischen der Stadt Wolfratshausen und der Hochschule München, hat Projekte zur Belebung der Innenstadt entwickelt.

Von Susanne Hauck, Wolfratshausen

Wieder einmal geht es um die Belebung der Wolfratshauser Innenstadt, wobei zur Beruhigung gesagt sei, dass die Diskussion um die Versetzung des Marienbrunnens dabei keine Rolle spielte. Stattdessen wurde für das brachliegende östliche Loisachufer und den Leerstand in der Altstadt in Zusammenarbeit mit der Hochschule München nach Verbesserungsvorschlägen gesucht. Die Ergebnisse wurden am Samstag vorgestellt.

Die Pinnwand war gut gefüllt. (Foto: Hartmut Pöstges)
Besonders die Alte Floßlände ... (Foto: Hartmut Pöstges)
... hat die Teilnehmenden inspiriert. (Foto: Hartmut Pöstges)

Besonders die Alte Floßlände an der Loisach habe viel verschenktes Potenzial, stellten die Teilnehmenden fest. Dank leicht umsetzbarer Ideen könnte doch künftig viel mehr los sein. Mit abendlichen Märchenstunden auf Baumstümpfen etwa oder gemeinsamen Yoga-Sessions. Ebenfalls zur Attraktivität des Orts beitragen könnte eine "Tool-Box", aus der sich verschiedene Outdoor-Spiele wie Mühle-Spielsteine oder Boule-Kugeln holen lassen, oder Schafkopfkarten für eine spontane Kartenrunde. Weitere Vorschläge waren eine "Lange Tafel", also ein gemeinsames Freiluftessen, wie es in vielen Städten veranstaltet wird, und ein "Rolli-Stammtisch" für aktive Senioren.

Im vergangenen Jahr hat sich die Stadt Wolfratshausen im Tandem mit der Hochschule München erfolgreich für das Förderprojekt des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft beworben. Dass sich jetzt das städtische Museum mit dem Titel "Transformationslabor" schmücken darf, um die Innenstadt mit verschiedenen Projekten für die Zukunft fit zu machen, freut Stadtmanager Stefan Werner ganz besonders: "So machen wir es noch mehr zu einem Dreh- und Angelpunkt im Zentrum unserer Stadt."

Im Transformationslabor, sprich dem Museum, haben sich Wolfratshauser Bürger in zwei Workshops Gedanken dazu gemacht, wie man Alt und Jung besser zusammenbringen kann. Dabei wurden sie von Studenten der Sozial- und Designwissenschaften begleitet.

Was wird aus dem Haus am Obermarkt 8?

Neben der Alten Floßlände stand auch die Immobilie Obermarkt 8 im Fokus, die seit dem Auszug des Drogeriemarkts Müller leer steht und kein Aushängeschild für die Stadt ist. Was der Eigentümer damit vorhat und wann hier etwas weitergeht, ist noch nicht bekannt, auf alle Fälle dürften größere Umbauten notwendig sein. Deshalb haben sich die Teilnehmer mögliche Interimslösungen überlegt. Was alles in die leeren Räume einziehen könnte: ein Jugendforum, ein Erzählcafé für Jugendliche und Senioren, eine Werkzeug-Bibliothek, wo man sich Bohrer und Co. ausleihen kann, ein Frühstückstreff, wo zusammen gekocht und gegessen wird, oder ein Mentoring für Jugendliche mit Business-Ideen. Konkrete nächste Schritte gibt es bisher nicht. Jedoch sei der Eigentümer der Immobilie für eine Zwischennutzung offen, versicherte Werner auf Nachfrage. "Da besteht ein gegenseitiges Interesse."

Allerdings sind die Räume nicht gratis zu haben. Die Stadt müsste sich finanziell beteiligen, sagte Sarah Dorkenwald von der Hochschule München. Die Professorin bewertete die Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Stadt sehr positiv und verglich Wolfratshausen mit einem Saatbeet, das nun zu blühen beginnt. Auch soll die Meinung der Öffentlichkeit aktiv eingeholt werden. Vor dem Museumseingang steht deshalb ein "Wunschpfahl", ein nackter Baumstamm, an den Interessierte ihre Ideen und Wünsche pinnen können. Noch bis Ende März ist die Sonderausstellung zum "Transformationslabor Museum Wolfratshausen" im Wallner-Bockhorni-Kabinett geöffnet. Hier können Besucher ihre Zustimmung zu einzelnen Vorschlägen mit bunten Klebepunkten signalisieren.

"Ein schöner und zentraler Platz"

Der frühere Wolfratshauser Kulturreferent und Stadtrat Alfred Fraas hat an den Workshops mitgewirkt und zusammen mit dem TSV Wolfratshausen den Aktionstag am Sonntag, bei dem einiges gleich ausprobiert wurden, begleitet. Er unterstützt die Idee kostenloser Sportangebote an der Floßlände, um junge und ältere Menschen zusammenzubringen, und nannte als Beispiele Tischtennis oder Outdoor-Schach. "In anderen Städten gibt es so etwas schon lange. Die Leute würden das schon annehmen."

Mitstreiterin Gerty Schoelen wiederum würde im Wallner-Bockhorni-Kabinett gerne regelmäßig Kaffeeklatschrunden veranstalten, um ältere Menschen aus ihrer Isolation zu holen. Aktionen nach dem Motto "Ich habe einen Kuchen gebacken, wer möchte mitessen" könnten auf einer Online-Plattform gepostet werden. Nach einem Vormittag mit viel Theorie und Fachchinesisch brachte es Schoelen auf den Punkt: "Die Alte Floßlände ist so ein schöner und zentraler Platz", sagte sie. "Momentan gehört er den Männern mit den Bierflaschen, das möchten wir ändern."

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