Wolfratshauser Politik:Lebensretter in Geldnot

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Mit den 5184 Euro, die vom Wolfratshauser Stadtrat gebilligt wurden, kann die DLRG Schäftlarn-Wolfratshausen heuer zwar noch das Training ihrer aktiven Rettungskräfte finanzieren. Für die Förderung des Nachwuchses muss sie sich jedoch etwas einfallen lassen. (Foto: privat/oh)

Wasserwacht und DLRG bekommen vom Wolfratshauer Stadtrat weit weniger Zuschuss als beantragt. Damit ist vor allem das Schwimmtraining für die Jugend in Gefahr. Gesucht wird nun eine langfristige Finanzierungsstrategie

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Für die Wasserretter in Wolfratshausen hat das Jahr mit einem Rückschlag begonnen. Denn der Hauptausschuss des Stadtrats blieb in seiner Januar-Sitzung deutlich unter den von Wasserwacht und DLRG geforderten Zuschussanträgen. Jeweils etwa 5000 Euro bekommen beide Organisationen laut Beschluss von der Stadt - ein Bruchteil der beantragten Beträge. Die Finanzierung des Jugendschwimmtrainings bleibt somit ungeklärt.

Die Stadträte hatten über die vom August stammenden Förderanträge befunden, in denen die Wasserretter auf die Gebühren für das Geretsrieder Hallenbad reagiert hatten, die sie nun für ihr Schwimmtraining zahlen müssen. Die Wasserwacht Wolfratshausen hatte insgesamt fast 69 000 Euro Fördermittel beantragt, die DLRG Schäftlarn-Wolfratshausen etwa 36 000 Euro. Wegen der klammen Haushaltslage blieben die Stadträte im Ausschuss allerdings weit unter diesen Ansätzen. Ein Antrag der Grünen, beide Organisationen mit je 15 000 Euro zu bedenken, wurde mit acht zu zwei Stimmen abgelehnt. Schließlich blieb es bei 5184 Euro Zuschuss pro Organisation - der Summe, welche die DLRG für das Schwimmtraining der erwachsenen Rettungskräfte veranschlagt hatte.

Auf Anfrage würdigen beide Rettungsorganisationen zunächst den Zuschuss der Stadt. "Wir sind froh, dass wir die 5000 Euro kriegen", betont der Vorsitzende der Wasserwacht Wolfratshausen, Ingo Roeske. "Wir wollen ja nicht undankbar sein." Auch der Leiter der DRLG Schäftlarn-Wolfratshausen, Robert Klingel, erklärt, man freue sich über die bewilligten Mittel. Die aber reichen nicht, auch wenn beide Organisationen ihre Bedarfe zum Jahresende noch einmal nach unten korrigiert hatten.

"Der Antrag vom August letzten Jahres wurde von uns hektisch erstellt, weil wir zum ersten Mal die Preise der Stadt Geretsried für das Hallenbad bekommen haben", sagt Roeske. "Das war praktisch ein worst-case-Szenario." Die im ursprünglichen Antrag enthaltenen 33 000 Euro für öffentliche Schwimmkurse habe die Wolfratshauser Wasserwacht herausgenommen, weil diese über Gebühren refinanziert werden könnten. So sei man auf einen Bedarf von etwa 24 000 Euro gekommen. Abzüglich der 5000 Euro, die man ja bislang schon für das Ascholdinger Hallenbad gezahlt habe, komme man also auf ein Defizit von 19 000 Euro. Mit den nun bewilligten Mittel blieben 14 000 Euro offen. Ähnlich sieht es bei der DLRG aus, die ihren Antrag im Dezember auf etwa 19 000 Euro reduziert hatte, nachdem sie Anfängerschwimmkurse herausgenommen und das Jugendtraining reduziert hatte, wie Klingel sagt.

Wie das Schwimmtraining für die Jugend finanziert werden soll, bleibt bei beiden Organisationen unklar. "Wir haben zwei Verpflichtungen", erklärt Roeske. "Wir müssen unsere Einsatzkräfte trainieren", andererseits gebe es bei der Wasserwacht auch mehr als 90 Jugendliche, denen ebenfalls ein Schwimmtraining ermöglicht werden müsse. Das könne nach derzeitigem Stand aber nur bis zu den Sommerferien gewährleistet werden. "Danach müssen wir schauen, wie wir eine alternative Finanzierung finden." Zwar bekomme die Wasserwacht auch Mittel vom Bayerischen Roten Kreuz, das allerdings noch für andere Gemeinschaften wie Rettungsdienste zuständig sei. "Es kann auch nicht die Zukunft sein, dass wir unser Schwimmtraining permanent durch Erfragen von Spenden finanzieren müssen." Diese müssten zudem auch für die beiden Rettungsstationen am Starnberger See verwendet werden. Eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge komme auch nicht in Frage, betont Roeske. "Wir sind ja kein Sportverein, sondern eine Rettungsorganisation mit staatlichem Auftrag." Weil es im Geretsrieder Hallenbad eine vierwöchige Kündigungsfrist für Buchungszeiten gebe, müsse die weitere Finanzierung bis Ende Juni geklärt sein, sagt Roeske - und erklärt: "Wir lassen die Stadt nicht aus der Pflicht." Er werde sich daher noch einmal mit den Stadträten ins Benehmen setzen.

Klingel von der DLRG erklärt, dass die Entscheidung des Stadtrats gefallen sei und nun respektiert werden müsse. Mit der nun zugebilligten Förderung von 5184 Euro könne man das Training der aktiven Rettungskräfte in diesem Jahr finanzieren. Aber: "Für die Nachwuchsförderung müssen wir uns was einfallen lassen", sagt Klingel. "Und da wird uns was einfallen." Denkbar seien etwa besondere Jugend-Aktionen. An die Rücklagen zu gehen, sei hingegen "zu kurzsichtig". Schließlich würden die auch für die Rettungsstation und Rettungsmittel benötigt. Es gelte nun aber vor allem, eine "langfristige Strategie" für die Nachwuchsarbeit zu finden, erklärt der DLRG-Chef. Dafür werde man beizeiten auch noch mal das Gespräch mit der Stadt suchen. "Wir müssen weiter daran arbeiten, dass wir mehr Akzeptanz kriegen", sagt Klingel. Denn anders als bei der Feuerwehr gebe es bei den Rettungsschwimmern noch viel Arbeit in Sachen öffentlicher Wahrnehmung. "Im bayerischen Rettungsgesetz sind Wasserwacht und DLRG für die Wasserrettung zuständig. Das wissen viele nicht."

© SZ vom 31.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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