Wolfratshauser Lebensretter:Allzeit löschbereit

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Die Freiwillige Feuerwehr demonstriert beim Tag der offenen Tür mit teils spektakulären Aktionen ihr Leistungsspektrum. Kommandant Andreas Spohn sagt, neue Mitglieder sind immer gefragt

Von Lucie Strauhal, Wolfratshausen

Ob Brandfall, Rettung aus dem Hochhaus oder Befreiung aus einem in Flammen stehenden Auto: Die Freiwillige Feuerwehr Wolfratshausen ist mit ihren etwa 100 Mitgliedern bestens besetzt und für jegliche Notsituation gewappnet. "Wir suchen nicht händeringend nach Mitgliedern, aber wir sind froh über Neuzugänge", sagt Kommandant Andreas Spohn. Das haben die Feuerwehrler den Besuchern ihres Tags der offenen Tür auch vor Augen geführt: Mit Plakataufschriften wie "Wenn du nicht hilfst, haben alle ein Problem" will die Feuerwehr erreichen, "dass die Leute zum Nachdenken bewegt werden", erklärt Spohn.

Wer am Sonntag durch die Wolfratshauser Straßen schlenderte, konnte wohl kaum die Familien übersehen, deren Kinder mit Feuerwehrhelmen oder vereinzelt komplett in Feuerwehrbekleidung gehüllt über die Gehwege hüpften. Sie strömten zum Hatzplatz, aus dessen Richtung schon von Weitem Sirenen zu hören waren. Die Freiwillige Feuerwehr Wolfratshausen bot ein aufwendiges Spektakel für Groß und Klein. Feuerwehrleute, Kinder mit Eltern und Großeltern wechselten zwischen den unzähligen Angeboten auf dem Areal. Die ganz kleinen Gäste sprangen auf der Hüpfburg um die Wette, bewunderten die historischen Fahrzeuge oder löschten mithilfe des Löschgruppenfahrzeugs LF 16 TS ein fiktives Feuer auf einer Spritzwand.

Attraktion für Besucher: eine Spritztour auf der Loisach. (Foto: Hartmut Pöstges)

Manche Besucher wagten sich auf eine flotte Loisach-Spritztour mit dem Motorboot. "Das Feuerwehrbootfahren war am besten, weil die so tolle Kurven gemacht haben", sagte der fünfjährige Leo begeistert, der auf dem Beifahrersitz eines Feuerwehrautos thronte.

Eine besondere Aktion war auch für die erwachsenen Besucher das "Auto zum Selbstversuch". Hier konnten sie mit professionellen Werkzeugen einen Personenwagen zerlegen. "Es gibt mehr Teilnahmemöglichkeiten für die Besucher als die letzten Jahre", bemerkte Besucherin Helga König, die nicht zum ersten Mal beim Tag der offenen Tür in Wolfratshausen dabei war. "Des is' einfach schee, dass man auch als Erwachsener selber Hand anlegen kann."

Eine Neuheit stellte dieses Jahr das Rauchhaus dar. Der Innenraum einer Garage veranschaulichte, wie sich Rauch verhalten und wie schnell er sich in einem Haus verbreiten kann. "Da sehen die Besucher, wie wir uns orientieren, wenn Nullsicht ist", so Fabian Kopp, der seit sechs Jahren Mitglied bei der Feuerwehr ist. Und der zehnjährige Michi, der mit einer Wärmebildkamera eine Puppe im Rauch suchte, stellte fest: "Es war toll, dass man selber jemanden retten konnte."

Mit dem Rettungsspreizer der Feuerwehr können im Ernstfall Leben gerettet werden. (Foto: Hartmut Pöstges)

Neben den vielen Stationen zeigte die Freiwillige Feuerwehr auch Vorführungen, durch welche die Besucher einen besseren Einblick in die Arbeit des Rettungsdienstes erhielten. Mit der Standarddrehleiter eines Feuerwehrwagens, die bis zu 30 Meter hoch ausgefahren werden kann, beförderte Fabian Kopp eine Puppe aus dem zweiten Stock nach draußen. Er zog den vorgeblichen Patienten nach draußen, legte ihn auf eine Trage und gurtete ihn dann fest. Ein Raunen ging durch das Publikum, das gebannt die waghalsig erscheinende Rettungsaktion beobachtete. "Obwohl es spektakulär aussieht, ist das die schonendste Art, einen Patienten aus der Wohnung zu holen", betonte Feuerwehrmann Albert Metsch, nachdem die Aktion erfolgreich beendet wurde. Wer von der Aufregung während der Vorführungen erschöpft war, den erwartete im Gerätehaus eine reichliche Bewirtung.

Doch der ganze Aufwand diente nicht nur der Freude und Unterhaltung. "Wir benötigen dringend deine Hilfe, um die vielen Einsätze, bei denen oft Menschen in Not sind, zu bewältigen," heißt es in der neuen Mitmachaktion der Feuerwehr. Obwohl die Wolfratshauser mit ihren rund 100 Mitgliedern im Alter von 14 bis 59 Jahren genug Unterstützung haben, werben sie um neue. Die Jugendgruppe umfasse im Moment 21 Mitglieder, und nur zehn Prozent des gesamten Teams seien Frauen, sagt Spohn. Der Kommandant und sein Team erhoffen sich von den Aktionen nicht nur Resonanz bei Jugendlichen, die ab 14 Jahren mitmachen können. Auch Quereinsteiger zwischen 25 und 40 Jahren dürfen sich angesprochen fühlen, ganz gleich, ob sie bereits Erfahrung mit der Feuerwehr haben oder nicht.

Durch die Mitmachkampagne und den jährlichen Tag der offenen Tür würden stets neue Leute aufmerksam gemacht. "Wir müssen schließlich am Ball bleiben, damit wir genug Nachwuchs haben", sagt Spohn.

© SZ vom 25.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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