Wolfratshauser Kunstmeile:Kunst in der Loisach versenkt

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Horst Wendlands "Musiker" hält den Kopf gerade noch über Wasser: In zwei Nächten nacheinander haben unbekannte Täter mehrere Werke der Wolfratshauser Kunstmeile zerstört.

Matthias Köpf

Noch vor der Eröffnung der zweiten Wolfratshauser Kunstmeile sind in der Nacht von Freitag auf Samstag drei im Freien aufgestellte Plastiken schwer beschädigt und teilweise in die Loisach gewälzt worden. In der folgenden Nacht fielen zwei weitere Werke offensichtlicher Zerstörungswut zum Opfer. Der Wolfratshauser Werbekreis und der Verein "Lebendige Altstadt Wolfratshausen" (LAW) als Veranstalter der Kunstmeile zeigen sich davon ebenso entsetzt wie der städtische Kulturreferent Ludwig Gollwitzer. Die Polizei ermittelt gegen Unbekannt.

Kaputte Skulptur in der Loisach: Noch vor der Eröffnung der zweiten Wolfratshauser Kunstmeile haben Unbekannte aufgestellte Plastiken schwer beschädigt. (Foto: Georgine Treybal)

Schon beim Festakt am Samstagnachmittag musste sich LAW-Vorsitzender Werner Kuhlmann vor gut 150 großteils geladenen Gästen im Loisachhallen-Foyer bei drei Künstlern dafür entschuldigen, dass ihre Werke in der Nacht zuvor zerstört oder beschädigt worden waren. Irgendwann in den frühen Morgenstunden waren an der alten Floßlände eine "Vater unser" betitelte Säule von Otto Süßbauer und der "Musiker" von Horst Wendland in der Loisach gelandet, dem hölzernen "Raucher" von Ernst Grünwald am Schwankleck war seine Zigarette abhanden gekommen. Kulturreferent Gollwitzer hatte dies bei einem Rundgang am Samstagmorgen als erster bemerkt und Kuhlmann und sowie John Schille vom Werbekreis alarmiert, die bei der Polizei Anzeige erstatteten.

In der folgenden Nacht wurden weitere Werke Opfer roher Gewalt: Ebenfalls an der alten Floßlände wurde die mannshohe "Welle" von Philip Hönicke samt Betonfundament aus dem Boden gekippt, "der springende Punkt" von Tom Carstens hielt einem ähnlichen Versuch offenbar stand, wurde aber teilweise stark verbogen. Als einziges an der Floßlände aufgestelltes Werk unversehrt blieb Claudia Schneiders in einen schweren Naturstein geschlagene "Arielle", deren hölzernes Namenstäfelchen allerdings regelrecht in einzelne Späne zerkleinert wurde.

Als Werner Kuhlmann am frühen Sonntagnachmittag an der Floßlände eintraf und die umgestürzte "Welle" erblickte, stand ihm das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. "Da gehört einfach eine brutale, dumme Kraft dazu, so etwas umzuschmeißen", sagte der nicht minder entgeisterte John Schille, der einige Minuten vorher angekommen war und die neuerlichen Schäden schon gesichtet hatte. Beide vermuten, dass die Zerstörungen auf das Konto von Betrunkenen gehen, die zumindest in der Nacht auf Samstag auch eine Spur zerbrochener Bierflaschen von der Innenstadt Richtung Bahnhof hinterlassen haben. Während der Musiker von Horst Wendland nach Angaben des Künstlers vielleicht noch von einer Person alleine in die Loisach gewuchtet worden sein könnte, so müssen an der Zerstörung von Otto Süßbauers "Vaterunser"-Säule laut Kuhlmann und Schille "mindestens drei oder vier" Menschen beteiligt gewesen sein. Sie haben die mehr als zwei Meter hohe und entsprechend schwere Metallsäule den Spuren im Gras zufolge erst umgekippt und dann in die Loisach gerollt. Ob die Täter in beiden Nächten die gleichen waren, ist bislang nicht bekannt. In der Nacht zum Sonntag kam es nach einer angemeldeten und genehmigten Party in der nahen Loisachhalle jedenfalls zu mehreren Anrufen bei der Polizei. Meist beschwerten sich Anwohner über den Lärm betrunkener und grölender Partygäste rund um die Halle. Ein angetrunkener 19-Jähriger aus Geretsried verletzte bei einer Auseinandersetzung einen 21-jährigen Wolfratshauser mit einem Schlag ins Gesicht am Jochbein. (Seite 3)

© SZ vom 13.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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