Wolfratshauser Kinderspielplatz:Abenteuer Ahoi

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Alle packen mit an: Am Spielplatz in Farchet ist ein großes Holzschiff entstanden, auf dem die Kinder Herumtollen können. (Foto: oh)

Der Kinderspielplatz im Wolfratshauser Stadtteil Farchet gab lange ein trostloses Bild ab. Dank der Initiative zweier engagierter Mütter wird das Areal nun auf Kosten der Stadt neu gestaltet - und hat Attraktionen wie ein großes Schiff mit Kletternetzen zu bieten

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Das Schiff, das seit wenigen Tagen vor der Mehrzweckhalle in Farchet ankert, wirkt imposant: Es hat einen geräumigen hölzernen Bug mit zwei Decks, die man über eine Hängebrücke erreichen und über eine Rutsche wieder verlassen kann. Zudem laden Masten und Kletternetze zum Kraxeln und Herumtollen ein. Es ist die neue Hauptattraktion des Farcheter Spielplatzes. Aufgebaut wurde sie am Wochenende von ehrenamtlichen Helfern. Stundenlang hat eine kleine Gruppe von Vätern am Samstag und Sonntag unter fachlicher Anleitung von Schreinermeister Benedikt Birkl die Holzteile zusammengetragen und verschraubt.

Der Spielplatz, idyllisch gelegen am Radweg zum Isar-Loisach-Kanal, bot bis dahin ein eher trostloses Bild. Zwar wurde die Anlage vom Verein "Bürger für Bürger" regelmäßig gepflegt. Zum Spielen aber gab es nur ein paar der üblichen Standard-Geräte wie Rutsche, Wippen und Schaukeln, die aber schon marode waren. Carolin Mayr verbrachte dort viel Zeit mit ihrer kleinen Tochter - auch weil es im Viertel nichts anderes gab, wie sie sagt. "Ich bin oft mit anderen Mamas am Spielplatz gehockt", erzählt die Anwohnerin aus der Kanalstraße. "Und wir haben festgestellt, dass das sehr trist ist." 2015 fasste sie dann mit Daniela Ruben den Plan, den Spielplatz umzugestalten. Nach Umfragen bei Eltern und Gesprächen mit Fachleuten erarbeiteten die Mütter ein Konzept, wie der Spielplatz spannender, bunter und besser werden könnte. Er sollte ein Multifunktionsspielgerät in Form eines Schiffes und eine attraktive Wasserspielanlage bekommen. Mit ihren Ideen konnten die Initiatorinnen schließlich den Stadtrat überzeugen. Das Gremium bewilligte zunächst einen Großteil der Kosten.

Mit der Zusage aber hörte die Arbeit der Frauen nicht auf: Mayr, gelernte Landschaftsarchitektin, kümmerte sich um die Gestaltung; Veranstaltungsmanagerin Ruben übernahm die Öffentlichkeitsarbeit. Sie gründeten im vergangenen Jahr die Facebook-Gruppe "Ein neuer Spielplatz für Wolfratshausen", später auch eine eigene Website (spielplatzwolfratshausen.de) und fanden zahlreiche Unterstützer. "Wir haben die Leute gefragt, was sie sich wünschen und sehr viel Feedback bekommen", erzählt Mayr. Die Auswahl der Spielgeräte habe ihr Team schließlich nach Rücksprache mit der Stadt eigenständig getroffen. "Wir haben uns viele Gedanken gemacht", sagt die 34-Jährige. Die neuen Geräte sollten verschiedene Altersgruppen ansprechen, aus natürlichen einheimischen Materialien bestehen und besonders robust und langlebig sein.

Ein wichtiger Bestandteil des Projekts war von Anfang an die Eigeninitiative. Als die Spielgeräte bestellt waren und klar war, dass der Umbau beginnen würde, suchten die Initiatorinnen übers Internet und mit Flyern "Superhelfer", die beim Aufbau mitanpacken. "Es war eigentlich geplant, viel mehr in ehrenamtlicher Arbeit zu machen", sagt Mayr. Das meiste, das bisher auf dem Spielplatz geschah, sei jedoch "leider Maschinenarbeit" gewesen. Dennoch erregte das Engagement der Mütter, die ihren Spielplatz selbst umgestalten, auch überregional Aufmerksamkeit: Vor wenigen Tagen kam ein Fernsehteam von RTL nach Farchet, um einen Beitrag über das Projekt zu drehen. Er soll in der Sendung "Guten Morgen Deutschland" ausgestrahlt werden.

Der Umbau des Spielplatzes vor der Mehrzweckhalle geht indes weiter: Am Dienstag wurde das Schiff endgültig fertiggestellt, zudem wurden die neue Schaukel und ein Kinderbagger montiert. Am kommenden Montag soll die Abnahme der Geräte durch den TÜV erfolgen, sagt Mayr. "Dann kann er wieder bespielt werden."

Der Stadtrat hat kürzlich mehrheitlich zugestimmt, die Kosten für die Geräte wie ursprünglich gefordert ganz zu übernehmen: 70 000 Euro sind dafür im Haushalt für kommendes Jahr eingestellt, zunächst sollten es nur 40 000 sein. Damit lässt sich auch eine Wasserspielanlage realisieren. Über die Gestaltung führe sie derzeit Gespräche mit anderen Kommunen, die Erfahrungen mit derartigen Attraktionen haben, sagt Mayr. Die Anlage solle auf jeden Fall aus Naturmaterialien errichtet werden, einen geringen Wartungsaufwand haben und eine Wasserpumpe bekommen. Realisiert werden soll sie im kommenden Frühjahr. Dann soll auch der Zaun um die Anlage erneuert werden. "Das machen wir dann in Eigenarbeit", sagt Mayr. Ob sie selbst mit anpacken kann, ist jedoch fraglich. Die Mutter einer vierjährigen Tochter und eines zweijährigen Sohnes erwartet im März ihr drittes Kind.

Drei Jahre plant Mayr nun schon am neuen Spielplatz in Farchet - eine Mühe, die sich lohnt, wie sie findet. "Es macht großen Spaß", sagt sie über die ehrenamtliche Arbeit, deren Ergebnisse nun sichtbar werden. Kürzlich hätten sie und Ruben auch Sponsoren gewinnen können, die den Spielplatz mit zusätzlichen Geräten bereichern. So wolle etwa die Betreiberin des Freizeitparks "Märchenwald", Franziska Diessl, ein Schiff für Kleinkinder und ein Wipptier spenden, auch Brotzeittische soll der Spielplatz bekommen. Im Winter werde man die restlichen Spielgeräte bestellen, sagt Mayr. Im Frühling soll der Umbau dann weitergehen. Wenn die Tage wieder richtig warm sind, soll die trostlose Zeit in Farchet für Kinder und deren Eltern dann endgültig vorbei sein. "Im Sommer", verspricht Mayr, "werden wir ein großes Einweihungsfest machen."

© SZ vom 30.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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