Wolfratshauser Hofflohmarkt:Für Liebhaber und Flaneure

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Wenn der Platz zu Hause eng wird, trennen sich Sammler schon mal von ihren guten Stücken: Bei Alfred Drescher sind es Kameras und Projektoren. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die zweite Veranstaltung ihrer Art lockt mit Sammlerstücken, Raritäten und Trödel das Publikum quer durch die Stadt

Von Thekla Krausseneck, Wolfratshausen

Im Projektor steckt noch ein Film. Wenn man ganz nach herangeht, kann man die winzigen Buchstaben auf dem Zelluloid lesen: "Die drei Scheinheiligen" - ein mehr als 50 Jahre alter Streifen des Regisseurs Hanns Schott-Schöbinger. Wer den Projektor samt Film mit nach Hause nehmen möchte, muss tief in die Tasche greifen: Bis zu 300 Euro verlangt der Münchner Sammler Alfred Drescher für seine Schmuckstücke. Kameras, Projektoren aus verschiedenen Jahrzehnten, Mikroskope, Glasbilder und Filmrollen - sogar eine Laterna magica ist unter den Stücken, die Drescher am Samstag auf dem Wolfratshauser Hofflohmarkt anbietet.

Der Sammler kommt vom Fach: In München arbeitet er für ein Filmlager. Zu Hause setzt sich die Leidenschaft fort: Vom französischen Projektor mit 9,5 Millimeter und Mittelperforation über den Kinderprojektor mit 16 Millimeter bis hin zum Kinoprojektor mit 35 Millimeter - Drescher sammelt seit den Siebzigerjahren, und deshalb besitzt er sie alle. Doch die Geräte brauchen Platz. Um die Sammlung allmählich abzubauen, reist er zu Flohmärkten, um seine Schmuckstücke zu präsentieren. Dabei treffe er zum Beispiel Studenten der Münchner Filmhochschule oder andere Technikbegeisterte, die sich die Geräte eingehend erklären ließen. Am Samstag ist er erstmals in Wolfratshausen. Freunde haben ihm vom Hofflohmarkt erzählt. "Es geht nicht ums Verkaufen", sagt Drescher - obwohl er tatsächlich schon etwas losgeworden ist. Ein Mikroskop. Zu dem gehören eigentlich noch zwei Kameras, die der Käufer jedoch zurückgelassen hat. Da ist Drescher flexibel.

Trödel, Kunsthandwerk und wertvolle Sammlerstücke haben die Wolfratshauser und ihre Gäste am Sonntag auf dem zweiten Hofflohmarkt angeboten. Über das ganze Stadtgebiet verteilt sind sie vorzufinden: Kisten voller Bücher, Ständer voller Kleider und Tische voller Puppen, Vasen und Raritäten wie Dreschers Projektoren. Ein Waldramer verkauft seine Sammlung von Star-Wars-Romanen, eine Nachbarin bietet "Blaue Bücher" an, eine kunstgeschichtliche Reihe aus dem Verlagshaus Langewiesche von Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Vater aus Farchet hat die Playstation 3 seines Sohns, der inzwischen auf die Playstation 4 umgestiegen ist, im Angebot, dazu ein paar ältere Spiele und Filme - und eine handgeschnitzte Kiste aus China, auf der sich die Kinder jahrelang die Schuhe angezogen haben. Die Kiste wechselt für 20 Euro den Besitzer.

Solche Schnäppchen gibt es bei Regina Kaym nicht zu holen - dafür Sammlerstücke für Kenner und Liebhaber. Zum Beispiel drei japanische Bestecksets, die äußerlich an Dolchscheiden erinnern, in denen aber neben einem Brotmesser zwei Essstäbchen stecken. Die Behälter sind aus Metal oder Holz, verziert mit Geschmeide oder Edelsteinen. Was die kosten? "100 Euro je Set", sagt Kaym. Wer den Wert solcher Sammlerstücke nicht kennt, der mag bei diesem Preis schlucken. Ein Kunde war bereits da, dem es nicht so ging: Er nahm die zwei schönsten Sets mit, eines aus Rochenhaut und eines aus Bein, und legte für beide 300 Euro auf den Tisch.

Dass dieser Hof- und Gartenflohmarkt nicht der Letzte gewesen ist, verrät ein Blick auf die Website www.hofundgartenflohmarkt.de. Denn dort läuft bereits einen Tag später die Anmeldung für 2018.

© SZ vom 03.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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