Wolfratshauser Fachschule:Helfende Hände

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Die Schule für Heilerziehungspflege in Wolfratshausen schließt seit drei Jahren eine Lücke für eine gefragte Ausbildung. Nun ist sie staatlich anerkannt

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Seit drei Jahren residiert die Fachschule für Heilerziehungspflege im Neubau der ehemaligen Landwirtschaftsschule an der Bahnhofstraße in Wolfratshausen. Nun wurde die sogenannte HEP-Schule staatlich anerkannt. Im August wurde das Genehmigungsverfahren beim Kultusministerium erfolgreich abgeschlossen; die Schüler, die sich dort zum Heilerziehungspfleger oder Heilerziehungspflegehelfer ausbilden lassen, können nun auch ihre Prüfungen ablegen. "Wir haben es geschafft", sagte die stellvertretende Schulleiterin Marion Schädler bei einer Feierstunde in der Einrichtung am Donnerstagnachmittag.

Im vollen Saal des Flachbaus gratulierte auch Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW). Er erinnerte in seiner Ansprache an die Umstände, die zur Gründung der Einrichtung in Wolfratshausen geführt haben: Als die Schließung der Landwirtschaftsschule für ein Grünes Zentrum in Holzkirchen bekanntgegeben worden sei, "war nicht nur bei mir als ehemaligem Schüler das Entsetzen groß", sagte Heilinglechner. "Aber jedes Unglück zieht auch etwas Positives nach sich." Die Kommune hat die Nutzungsmöglichkeiten ausgelotet, das Gebäude erworben und an die Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) GmbH vermietet, den Träger der Einrichtung. In der gesamten Region gebe es zwar viele Einrichtungen, die Heilerziehungspfleger beschäftigen, sagte Heilinglechner. Es habe jedoch ein Angebot für die Ausbildung gefehlt. "Mit der HEP-Schule wurde diese Lücke geschlossen."

In der HEP-Schule in Wolfratshausen lernen die Schüler alles, was sie für die Heilerziehungspflege brauchen. Dazu gehört auch die Übung mit der Puppe am Bett. (Foto: Hartmut Pöstges)

Dass es dazu kam, ist Fritz Meixner zu verdanken. Als die Stadt erneut eine Schule in dem Gebäude ansiedeln wollte, stellte der SPD-Stadtrat, Stadtjugendpfleger und Geschäftsführer des Kinder- und Jugendfördervereins den Kontakt zum bfz her - über einen alten Studienfreund, wie Schädler erklärte. Dafür bedankte sie sich bei Meixner: "Ohne dich wären wir nicht hier." Die siebte Fachschule für Heilerziehungspflege des bfz entstand dann in Rekordzeit: Im Januar 2015 war der erste Ortstermin, bis zum 31. März hatte das Team Lehrerkollegium, Stundenpläne und Personal zusammengestellt, im September fingen die ersten Schüler an.

In der HEP-Schule könne sie seitdem zwei Ausbildungen machen: eine einjährige zum Heilerziehungspflegehelfer und eine zweijährige zum Heilerziehungspfleger. Für erstere reicht ein Hauptschulabschluss, um Heilerziehungspfleger zu werden, braucht man die Mittlere Reife. Zudem wird eine Berufsausbildung mit Tätigkeit im sozialen Bereich verlangt. Die Einsatzfelder sind für beide Qualifikationen vielfältig. Ob integrativer Kindergarten, Wohngruppe für psychisch kranke Jugendliche, Werkstätte für Behinderte oder Demenzzentrum, überall werden Heilerziehungspfleger gesucht. Entsprechend vielschichtig ist die Ausbildung: Die 20 Lehrkräfte an der Wolfratshauser HEP-Schule unterrichten Pädagogik, Medizin, Deutsch, Sozialkunde, Recht, Pflege und Lebensraumgestaltung - mit zahlreichen Unterbereichen wie Bewegung, Hauswirtschaft und Gestaltung. In der Einrichtung gibt es eine Küche und einen Spielraum im Keller mit großen Sportmatten und Kletterwand, den auch der benachbarte Hort nutzt. Im Obergeschoss steht ein Bett mit einer beweglichen Puppe, an der die Schüler Pflegehandlungen üben. Die Hälfte der Ausbildungszeit verbringen die Schüler in einer Einrichtung, in der sie von einem Praxisanleiter betreut werden.

Die Fachschule, die seit drei Jahren an der Bahnhofstraße residiert, ist nun staatlich anerkannt worden. (Foto: Hartmut Pöstges)

Unter den Schülern gebe es viele, die seit Jahren in sozialen Einrichtungen arbeiteten und sich als Fachkräfte qualifizieren wollen, sagt Schädler. Aber auch zahlreiche Wiedereinsteigerinnen. Schließlich kann auch Heilerziehungspfleger werden, wer mindestens vier Jahre lang einen Mehrpersonenhaushalt geführt hat. Bislang gibt es an der Wolfratshauser HEP-Schule je eine Klasse für Heilerziehungspfleger und Heilerziehungspflegehelfer. Es gebe aber Kapazitäten für mehr Schüler, sagt Schädler. Für die ist die Ausbildung mit der staatlichen Anerkennung deutlich einfacher geworden: In der Genehmigungsphase mussten die HEP-Schüler 14 Prüfungen extern bei der Herzogsägmühle in Peiting ablegen. Nun zählen die Leistungen an der Schule mit, es gibt nur noch vier Abschlussprüfungen. Sorgen um einen Arbeitsplatz müssen sich die Absolventen nicht machen. Sie sei mit mehr als 40 Einrichtungen in der Region in Kontakt, sagt Lehrerin Heike Seeberger. "Es gibt keine, die keine offene Stelle hat."

© SZ vom 22.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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