Wolfratshauser Ehrung:Häuptling und Indianer zugleich

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Große Ehre im Saal des Wolfratshauser Rathauses: Bürgermeister Klaus Heilinglechner (r.) verlieh die Bürgermedaille an Karl-Heinz Rauh. (Foto: Hartmut Pöstges)

Karl-Heinz Rauh wird mit der Bürgermedaille ausgezeichnet. Der gebürtige Franke bringe Menschen zusammen, engagiere sich ehrenamtlich in vielerlei Hinsicht und mache "ka mordz Aufsehen drum"

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

"100 Prozent Arbeitsleistung ohne Wenn und Aber" - so hat man ihn auf der Waldramer Badehaus-Baustelle erlebt, wo er zuletzt, im Alter jenseits der 80 Jahre, beim Entkernen des Gebäudes verstaubt und verschwitzt Mauerbrocken schleppte. Ebenso kompromisslos habe er sich aber auch an den vielen Fronten eingesetzt, an denen er ehrenamtlich zupackte, wie die beiden SPD-Stadträte Fritz Schnaller und Fritz Meixner als Co-Laudatoren ("Fritz & Fritz") bei einer Feierstunde im Wolfratshauser Rathaussaal versicherten. Adressat dieser Lobeshymnen war Karl-Heinz Rauh, der Träger der Bürgermedaille 2019 - einstimmig hat der Stadtrat im März dieses Jahres beschlossen, ihm diese Ehrung zukommen zu lassen. Dass die Würdigung über alle Zweifel erhaben sei, bestätigten in ihren kurzen Wortbeiträgen im Namen ihrer Stadtratsfraktionen auch Günther Eibl (CSU), Helmut Forster (Bürgervereinigung) und Rudi Seibt (Grüne), ebenso Bürgermeister Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung), der die vielen hundert Arbeitsstunden in Erinnerung rief, die Rauh allein für das Badehaus abgeleistet habe. Höchste Anerkennung fand Rauh aber auch für seine innere Einstellung, mit er sich so rastlos ins Zeug gelegt habe: "Dein Engagement war, nicht nur leitend tätig zu werden, neue Ideen zu entwickeln und entsprechende Verantwortung zu übernehmen", sagte Schnaller. "Nein, für Dich gab es stets den Anspruch, Häuptling und Indianer gleichzeitig zu sein."

Weil der geborene Nürnberger Rauh ebenso fränkischer Herkunft ist wie Meixner, gab es in der Laudatio diesbezüglich allerlei launige Anspielungen, schließlich seien "die Innenansichten eines fränkischen Artgenossen" in diesem Kontext durchaus interessant. "Der Frangge is im Grunde ja a freundlicher Zeitgenosse, er is ober scho a zuweilen a bisserla eigensinnig - Ansätze davon meine ich bei Dir erkannt zu haben", verriet Meixner, der diese Aussage aber "nicht weiter vertiefen" wollte. Jedenfalls sei "der Frangge do, wu man na braucht, der macht sei Zeuch und macht ka mordz Aufsehen drum". Dieser entscheidende und "vollumfängliche Wesenszug" sei bei Rauh noch kombiniert mit dessen "prodesdandischer Bescheidenheit". Die mache ihn "arg sympathisch", denn ein lauter Selbstdarsteller sei der Karl-Heinz gewiss nicht, der pflege lieber "ein trotziges Understatement". Rauh habe "Menschen zusammen gebracht, Verbindungen geschaffen und Organisationen in leitender Funktion geführt".

Die Liste der ehrenamtlichen Aktivitäten Rauhs, die Schnaller und Meixner den versammelten Festgästen vortrugen, war lang und sie habe "viele Gesichter", wie es in der Laudatio hieß. Im Vordergrund standen überwiegend ökologische Themen, der Begriff der Nachhaltigkeit sei "der rote Faden, der sich durch das gesamte Engagement von Karl-Heinz Rauh hindurch zieht". So sei Rauh 1997 zum Sprecher des lokalen Agenda 21-Koordinierungsteams Geretsried-Wolfratshausen gewählt und vier Mal in dieser Funktion bestätigt worden - einem Gremium, das in 88 Sitzungen getagt hat. Als Mitglied des Wolfratshauser Naturschutzbundes habe er den noch heute existierenden Wanderpfad durch den Bergwald konzipiert. Fünf Jahre lang war er Vorsitzender der Solidargemeinschaft "Unser Land", von 2005 bis 2015 Vorsitzender des Stiftungsrates der Bürgerstiftung Energiewende Oberland, von 2012 bis heute gehört er dem Vorstand des Badehaus-Vereins an. Mitgearbeitet hat Rauh schließlich im Verein Regio, der das Ziel verfolgt, regionale Wirtschaftskreisläufe zu fördern, und er engagiert sich bei der Osteuropa-Hilfe, die Hilfslieferungen in die Ukraine organisiert. Ein Ehrenamt ist Rauh allerdings versagt geblieben: Er ist zweimal vergeblich für die SPD als Stadtratskandidat angetreten.

In seiner Replik dankte Rauh nicht nur den Stadträten, sondern auch den vormaligen Bürgermeistern von Wolfratshausen und Geretsried, Reiner Berchtold und Cornelia Irmer, ebenso Ex-Landrat Manfred Nagler. Dass er sich als Franke schwer tue, "zwischen einem harten und einem weichen "b" zu unterscheiden, räumte Rauh ein. Die musikalische Begleitung übernahm Sigrid von Kracht mit ihren Töchtern Amrei und Bettina, die mit Cello und Violinen Haydn-Sonaten vortrugen. Danach widmeten sich die Festgäste einem sehr ansehnlichen kalten Büffet.

© SZ vom 24.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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