Wolfratshausen:Waldramer Appell

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Siedlungsgemeinschaft ruft zur Nachfolger-Suche für Edeka auf

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Die Schließung des Edeka-Markts in Waldram am 31. Mai trifft die Bewohner des Ortsteils hart. Wirtschaftsreferent Helmut Forster (Bürgervereinigung) sieht jedoch nach Gesprächen mit dem Betreiber und der Supermarktkette kaum Chancen, die Nahversorgung dort in ihrer derzeitigen Form zu erhalten. Nun hat sich auch die Siedlungsgemeinschaft Waldram in die Sache eingeschaltet - mit einem Appell: "Alle Geschäftsleute, die in der Lage sind, so ein Geschäft zu führen, sollen sich beim Bürgermeister melden", sagt der Vorsitzende der Siedlungsgemeinschaft Wolfgang Saal.

Er beruft sich auf Bürgermeister Klaus Heilinglechners Aussage bei der Bürgerversammlung: Die Stadt werde "Waldram nicht im Stich lassen", habe der dort gesagt, nachdem Waltraud Pfitzer gefordert hatte, die Nahversorgung dort unbedingt zu erhalten. Was seitdem jedoch seitens der Stadt verlautbart wurde, irritiert den Waldramer. Zwar habe er persönlich noch nicht mit Forster gesprochen, sagt er. Allerdings halte er die "Kundenschelte", die der Wirtschaftsreferent betreibe, für deplatziert. Wie der Pächter Hans-Joachim Freywald, der den Waldramer Supermarkt sieben Jahre lang nach eigener Aussage ohne Gewinn betrieben hat, führte Forster die Schließung auf das Einkaufsverhalten der Waldramer zurück, die ihre Großeinkäufe meist in den größeren Märkten an der Königsdorfer Straße tätigten.

Dass der Markt nicht genug Rendite abgeworfen habe, sei auch dem Betreiber zuzuschreiben, sagt Saal. So sei die Schließung der Fleischtheke dort vor zwei Jahren eine "folgenschwere unternehmerische Entscheidung gewesen", sagt Saal. Stattdessen hätte der Betreiber deren Qualität verbessern sollen. "Das notwendige Engagement, das man braucht, um Kunden anzulocken, hat man als Waldramer dort nicht gespürt."

Saal findet auch, dass sich Edeka "etwas ungalant aus der Affäre zieht". Die Marktkette hat Forster zufolge zwar verlauten lassen, dass man grundsätzlich bereit sei, Verhandlungen mit neuen Interessenten zu führen. Von sich aus werde man aber keinen neuen Pächter suchen. Der Mietvertrag mit Freywald läuft noch bis 2019, der Kochler will ihn auch bis zum Ende seiner Laufzeit erfüllen. Das Unternehmen Edeka, dem nach einer umstrittenen Entscheidung des Wirtschaftsministeriums kürzlich der Kauf der ehemaligen Konkurrenzkette Tengelmann gewährt wurde, werde seiner "Verantwortung zum Gemeinwohl nicht gerecht", findet Saal.

Das Versprechen, Waldram nicht im Stich zu lassen, könne man mit wenig optimistischen Äußerungen zur Situation nicht einlösen, ist sich Wolfgang Saal sicher. Der Vorsitzende der Siedlungsgemeinschaft ist überzeugt, dass ein Supermarkt in Waldram, "mit dem richtigen Engagement geführt", auch erfolgreich wirtschaften könne. Deshalb müssten "alle Anstrengungen dafür verwendet werden, einen einsatzfreudigen neuen Pächter zu finden." Er werde in den kommenden Tagen auch mit dem Sozialverband VdK über Konzepte zur Nahversorgung sprechen, sagt Saal, der am vergangenen Freitag bei der Mitgliederversammlung als Vorsitzender der Siedlungsgemeinschaft bestätigt wurde. Schließlich seien in Waldram besonders viele Senioren auf eine Einkaufsmöglichkeit im Ort angewiesen.

Saal verweist darauf, dass die Situation nicht neu ist. Schon im Handelskonzept, das die CIMA 2014 für die Stadt erarbeitet habe, sei darauf hingewiesen worden, dass die drei Läden im Wohngebiet - neben Waldram die Läden an der Weidachmühle und am Friedhof - "als nicht mehr hoch wettbewerbsfähig einzustufen seien". Überlegungen, mit einem eigenen Bürgerladen die Nahversorgung in Waldram unabhängig vom profitorientierten Denken der großen Ketten zu sichern, gebe es aber bei der Siedlergemeinschaft derzeit noch nicht, sagt Saal.

Stattdessen will man einen neuen Betreiber ermutigen, nach Waldram zu kommen. Das Kaufpotenzial sei mit mehr als 4000 Einwohnern im Ortsteil "unbestritten vorhanden", sagt Saal. Und lässt in seinem Appell die anspruchsvollen Aufgaben erahnen, die auf mögliche Kandidaten warten: "Wir brauchen jetzt den Einsatz aller, eine geeignete Unternehmerpersönlichkeit zu finden, der mit seinem persönlichen Einsatz, seinen neuen Ideen und attraktiven Angeboten die vorhandenen Kunden wieder gewinnt."

© SZ vom 13.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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