Wolfratshausen:Urlaub und Vorsorge

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Sie fordern mehr Geld: Gut 50 der 260 Mitarbeiter von Weber Schraubautomaten in Wolfratshausen beteiligen sich am Warnstreik der IG Metall. (Foto: Hartmut Pöstges)

Rund 50 Weber-Mitarbeiter beteiligen sich am Warnstreik der IG Metall

Petra Greif nimmt sich drei Walnüsse aus dem Eimer und tritt an die fünf Säulen heran, die mit "Auto", "Handy" und den Namen anderer gefragter Güter beschriftet sind. Wie würde sie den zusätzlichen Lohn ausgeben, sollte die IG Metall im Tarifstreit erfolgreich sein? Die 59-Jährige, die seit 36 Jahren bei Weber Schraubautomaten in Wolfratshausen arbeitet, entscheidet sich schnell und wirft ihre Nüsse in die Säulen "Wohnung", "Reisen" und "Altersvorsorge". Damit spricht sie den meisten ihrer 50 Kollegen, die sich am Dienstagnachmittag am Warnstreik beteiligen, aus der Seele, vor allem der Urlaub schneidet am besten, die Handys dagegen am schlechtesten ab.

Gut 90 Prozent der Mitarbeiter, die die Arbeit niedergelegt haben, gehören zur Abteilung Fertigung und Montage, sind also die klassischen Arbeiter, sagt der Betriebsratsvorsitzende Jürgen Wieder. Die Angestellten indes, zu denen auch Greif gehört, seien "schwach vertreten". Typisch mittelständisch, sagt Wieder: Der Angestellte wolle seinem Chef nicht auf die Füße treten. Trotzdem sei er über die vielen Teilnehmer positiv überrascht. Denn die Firma mit ihren 260 Mitarbeitern sei "noch nie ein Streik-Betrieb gewesen". Das Tarifangebot der Arbeitgeberverbände nennt Wieder "inakzeptabel", Greif bezeichnet es als "Zumutung" - schließlich gehe es "Weber erstaunlich gut", wie der Betriebsratsvorsitzende zu der Menge sagt, die bei markigen Aussagen zustimmend in knallrote Tröten bläst. "Wir wollen nur unseren Anteil davon haben." Im kleineren Rahmen fügt er anschließend hinzu, der Warnstreik richte sich "nicht gegen den Chef persönlich". Dieser hätte jedoch die Möglichkeit, sich im Arbeitgeberverband für seine Belegschaft einzusetzen, sagt Wieder.

Nicht vergessen dürfe man die Lehrlinge, sagt Jugendvertreter Keno Hrustanovic ins Mikrofon: Sie unterstützten den Betrieb einerseits stark und sähen sich andererseits enormen Erwartungen ausgesetzt. Jeder sollte mit einem Einser-Schnitt abschneiden und am besten gleich als Facharbeiter anfangen, "dem man dann weniger zahlen muss", kritisiert Hrustanovic. Unmut äußern alle Redner über die Arbeitgeberverbände: 0,9 Prozent mehr, das sei das niedrigste Angebot seit 20 Jahren, sagte Udo Schulz, Betriebsbetreuer bei der IG Metall. Mit anderen Worten sei den Arbeitgebern die Facharbeit "nur einen Euro am Tag wert". Der Protest, so Schulz, könne daher "gar nicht laut genug sein". Foto: Hartmut Pöstges

© SZ vom 11.05.2016 / thek - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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