Wolfratshausen:Unbeirrt und stimmungsvoll

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Ausgewogen: Pianist Markus Bellheim und das Philharmonische Orchester Isartal in Wolfratshausen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Philharmonisches Orchester Isartal spielt Tschaikowski und Beethoven

Von Reinhard Szyszka, Wolfratshausen

Die Qual der Wahl hatten die Musikfreunde an diesem Samstag. In Ebenhausen stand die Matthäuspassion auf dem Programm, in Icking gab es einen Klavierabend, und in der Loisachhalle spielte das Philharmonische Orchester Isartal - als hätten sich alle Konzertveranstalter auf maximale Konkurrenz verschworen. Eine bessere Terminabsprache ist für die Zukunft dringend anzuraten.

In der Loisachhalle bot der Konzertverein Isartal ein hochattraktives Programm mit Tschaikowskis Klavierkonzert in b-Moll und Beethovens Pastoralsinfonie. Stark besetzt wie nie präsentierte sich das Orchester; sogar die erste Stuhlreihe in der Halle musste ausgebaut werden, um wirklich alle Musiker unterzubringen.

Die Größe des Orchesters verhinderte aber nicht, dass der Klavierdonner bei Tschaikowski an manchen Stellen alles andere übertönte. Pianist Markus Bellheim griff voll in die Tasten, und die kräftigen Akkorde ließen dem Orchester kaum eine Chance. Dies war besonders schade zu Beginn des Werks, als die berühmte Eingangsmelodie fast nicht zu hören war. Glücklicherweise hat aber Tschaikowski dem Klavierspieler kein Dauer-Fortissimo in die Noten geschrieben, und so fanden Solist und Orchester doch noch zu ausgewogenem Zusammenspiel.

Dirigent Christoph Adt hatte die Musiker hervorragend präpariert und leitete das Konzert mit sicherer Hand - unaufdringlich, aber präzise. Gelegentliche verwackelte Bläserakkorde betrafen nur die Einsätze; waren die Bläser erst einmal im Spielen, boten sie schöne Kantilenen und harmonischen Zusammenklang. Selbst die heiklen Passagen im langsamen Satz, wo das Orchester gegen das Klavier unbeirrt den Takt halten muss, klappten in der Loisachhalle tadellos.

Nach der Pause dann Beethovens Pastorale. Die hier bewusst als Stilmittel eingesetzte Simplizität kann bei allzu gemächlicher Wiedergabe langweilig wirken. Adt war sich dessen bewusst und ging das Risiko ein, Tempi zu wählen, wie die Musik sie verlangt. Der Erfolg gab dem Dirigenten recht. Natürlich stieß das Laienorchester gelegentlich an seine Grenzen, aber Adt hielt eisern den Kurs, und wenn es an manchen Stellen mal wackelte, ließ er sich davon nicht beirren. Und siehe da: Das Orchester wuchs über sich selbst hinaus und lieferte eine mitreißende, aber auch stimmungs- und spannungsvolle Wiedergabe des berühmten Werks. "Endlich mal wieder richtige Musik!", meinten einige Hörer im Hinausgehen. Dem kann man nur beipflichten.

© SZ vom 14.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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