Wolfratshausen:Treffen der Besten

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Philipp Stauber und sein Gitarrenbauer Striebel

Von Andreas Scheuerer, Wolfratshausen

Gedimmtes, orangefarbenes Licht leuchtet eine wohnzimmergroße Bühne aus. Eine Gitarre setzt ein und spielt die Melodielinie von Dave Brubecks "In Your Own Sweet Way". Nacheinander gesellen sich Saxofon, Kontrabass und ein mit Besen gespieltes Schlagzeug dazu - das Jazz-Quartett von Philipp Stauber ist komplett. Vor rund 50 Zuhörern gastierte das Starensemble am vergangenen Freitagabend im D'Amato in Wolfratshausen. Im Publikum waren auch einige Teilnehmer des Gitarrenworkshops, den der Jazzmeister am Nachmittag gegeben hatte.

Neben Stauber standen der Echopreisträger Henning Sieverts (Kontrabass), der Musikdozent Till Martin (Saxofon) und der "Jugend jazzt"-Gewinner Matthias Gmelin (Schlagzeug) auf der Bühne. Gmelin sprang für den verhinderten Bastian Jütte ein, einen weiteren Echopreisträger in Staubers Quartett. Trotz der Umbesetzung sei das Programm aber laut Martin weitestgehend gleich geblieben. Unter den gespielten Stücken fanden sich Charlie Parkers "Confirmation", Horace Silvers "Peace" oder Django Reinhardts "Nuage" - und auch Kompositionen von Stauber selbst. Die Stilrichtung des Ensembles ist eine Kombination aus Modern und Mainstream Jazz: Von Traditionellem über Bebop und Latin bis hin zum eng verwandten Blues, wie in Duke Ellingtons "Ain't Got Nothing But the Blues" - der Zuhörer lernte die Vielfalt hochklassiger Jazz-Musik kennen.

Stauber begeisterte sein Publikum vor allem mit seiner Sologitarre: Mit halb offenem Mund und meist geschlossenen Augen lässt er seine Finger über das gesamte Griffbrett tänzeln. Im Gegensatz dazu wirkt das Solospiel von Sieverts wie Schwerstarbeit. Mit ganzem Körpereinsatz schlägt dieser die Saiten seines Kontrabasses aber nicht weniger gekonnt an. Auch Kollektivimprovisationen sind zu hören, die immer wieder von harmonischen Duetten - diese sind oft von Staubers Gitarre und Martins dumpfen Saxofontönen geführt - durchbrochen werden und den Sound des Ensembles mitbestimmen. Das Publikum war restlos begeistert.

Kennengelernt hat sich das Quartett in der Münchner Jazz-Szene. Im Café am Beethovenplatz hatten die vier Musiker Ende der Neunziger regelmäßige Engagements. "Dort ist unser Sound entstanden", sagt Stauber. Im Jahr 2000 veröffentlichten die vier Berufsmusiker ihre erste gemeinsame CD, auf die noch weitere vier folgten - jüngst stellten sie ihr Album "Sugar" vor. Das Rezept für eine so lange und erfolgreiche Zusammenarbeit beruhe auf drei Zutaten: musikalisches Können, die Fähigkeit, einander musikalisch zuzuhören, und die Sozialverträglichkeit, so Stauber weiter. Er schätze diese Eigenschaften an seinen Kollegen sehr.

Eine Verbindung zu Wolfratshausen knüpfte der 50-jährige Profimusiker aufgrund seines Instruments, der Gitarre. Denn die Stadt beheimate "einen der weltbesten Jazz-Gitarrenbauer", sagt er und meint damit Joe Striebel. Auch dieser war am Freitagabend gekommen, um zu sehen, wie Stauber im zweiten Teil des Konzerts eine von ihm gefertigte Striebel Archtop Jazz-Gitarre handhabte. Mit dieser spielte er die Bossa Nova Zugabe, die das Konzert im D'Amato beendete. Nicht nur für Jazzbegeisterte war der Abend ein Highlight.

© SZ vom 15.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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