Wolfratshausen:Strom vom Loisach-Isar-Kanal

Lesezeit: 1 min

Zwei Meter stürzt am Farcheter Wehr das Wasser vom Loisach-Isar-Kanal in die Isar hinab. Bis dato wird das Gefälle nicht genutzt. Eon denkt über die Errichtung eines Kleinkraftwerks nach, das rechnerisch einmal jeden zweiten Haushalt in der Stadt mit Strom versorgen könnte.

Benjamin Engel

Im Wolfratshauser Stadtgebiet hat die Eon Wasserkraft GmbH in den vergangenen Tagen Grundwassermessstellen entlang des Loisach- Isar-Kanals einrichten lassen. Nach Angaben von Eon-Pressesprecherin Carolin Patzner sollten die dafür erforderlichen Bohrungen in der vergangenen Woche abgeschlossen sein. "Damit wollen wir beobachten, wie sich die schwankenden Wassermengen im Kanal auf den Grundwasserspiegel auswirken."

Die gewonnenen Daten sollen zur Überwachung dienen. In einem "übernächsten Schritt" könnte Eon Wasserkraft auf ihrer Grundlage aber auch die Überlegungen zum Einbau eines Kleinkraftwerks am Loisach-Isarkanal zwischen Farchet und Waldram weiterführen.

Der Loisach-Isar-Kanal zwischen Beuerberg und Wolfratshausen gehört dem Eon-Konzern. Laut Patzner ist es in Deutschland üblich, an Flüssen und Kanälen derartige Messstellen einzurichten, um das Grundwasser zu beobachten. Die Daten dienen auch als Basis für den Hochwasserschutz. Jetzt entstehen acht neue Messstellen auf Wolfratshauser Stadtgebiet, zwei in Waldram und sechs in Farchet.

Seit vielen Jahren dient der Loisach-Isar-Kanal dazu, Wolfratshausen vor Hochwasser zu schützen. Um das Walchenseekraftwerk zu betreiben, wird Wasser aus der Isar abgeleitet, das danach über den Kochelsee und die Loisach Richtung Wolfratshausen fließt. Der Kanal leitet überschüssiges Wasser vor Wolfratshausen von der Loisach in die Isar über.

Am Farcheter Wehr kurz vor der Mündung in die Isar könnte mit Hilfe einer kleinen Turbine Strom gewonnen werden, denn dort stürzt das Wasser zwei Meter tief ab. Dieses Ergebnis legt zumindest eine Potentialstudie der Unternehmen Eon Wasserkraft GmbH, der Rhein-Main-Donau AG sowie der Bayerischen Elektrizitätswerke GmbH nahe. Danach könnte ein Kleinkraftwerk an dieser Stelle 12,8 Millionen Kilowattstunden produzieren, genug um 3500 Haushalte und damit rund die Hälfte aller Privathaushalte in Wolfratshausen zu versorgen.

Aus unserer Sicht macht es durchaus Sinn, sich das anzuschauen", sagt Patzner. Bisher gebe es aber nur eine Potentialschätzung aus dem Jahr 2009. Jetzt gehe es erst einmal darum, die Daten an den neuen Messstellen zu sammeln. Vor dem Bau eines Kleinkraftwerks müssten jedoch noch viele Aspekte geklärt werden.

Beispielsweise stehen die Isarauen auch rund um die Kanalmündung unter Naturschutz. Außerdem sei zu klären, ob ein solches Vorhaben wirtschaftlich rentabel wäre. Und vor einem Genehmigungsverfahren müssten erst Machbarkeitsstudien und Detailplanungen erfolgen, sagt Patzner.

Schon weiter vorangeschritten sind die Planungen an der Isar bei Baierbrunn und am Ickinger Wehr. Dort möchte die Eon Wasserkraft GmbH ebenfalls jeweils eine Turbine einbauen. Patzner zufolge laufen die Genehmigungsverfahren dafür bereits.

© SZ vom 03.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: