Wolfratshausen: Sperrstunde:Um 3 Uhr ist spätestens Schluss

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Fortan müssen Lokale in der Stat früher schließen. Das "Abendblatt" sieht sich besonders benachteiligt - und droht mit einer Klage.

Matthias Köpf

Die Stunde zwischen drei und vier Uhr früh werde nicht umsonst auch die "Wolfsstunde" genannt, sagt Martin Melf. Der Wolfratshauser Ordnungsamtsleiter wäre dem städtischen Wappentier grundsätzlich zugeneigt, doch der Lärm übermüdeter und angetrunkener Kneipengäste störe am frühen Morgen eben immer wieder Anwohner.

Die einheitliche Sperrstunde hat die Stadt auf drei Uhr gelegt - doch das "Abendblatt" muss früher schließen. (Foto: Robert Haas)

Deswegen ist in Wolfratshausen seit einigen Tagen Sperrstunde, ehe die Wölfe heulen: Spätestens um 3 Uhr müssen alle Lokale in der Innenstadt zusperren. Das Café Abendblatt an der Johannisbrücke muss die Gäste sogar um zwei Stunden früher heimschicken, was Wirt Michael Feldmeier nicht hinnehmen will. Er droht der Stadt eine Klage an.

Bürgermeister Helmut Forster hat die neue Sperrzeitregelung jüngst beim Monatstreffen seiner Bürgervereinigung angesprochen. Er hofft, dass eine einheitliche Sperrstunde endlich Ruhe in die Stadt und ihre anhaltende Sperrzeitdiskussion bringt. Die ging seit dem vergangenen Jahr mit der Vandalismusdebatte einher, die sich aus Mangel an gravierenderen Delikten mittlerweile vor allem um nächtliche Ruhestörung und wildes Urinieren dreht.

Gleichwohl empfiehlt der Wolfratshauser Polizeichef Werner Resenberger seit Monaten eine frühere Sperrstunde, und auch Stefan Hufnagel, dessen privater Sicherheitsdienst zwischenzeitlich an einigen Wochenenden durch die Stadt gestreift war, legte der Stadt ein solche Lösung ans Herz. Wichtig sei eine einheitliche Sperrstunde, um nächtliche Wanderungen von einem Lokal ins andere zu vermeiden.

Diese einheitliche Sperrstunde hat die Stadt nun per Verordnung auf drei Uhr gelegt, was etwa dem Q-ba's im Obermarkt eine weitere Stunde kostet, nachdem die Stadt seine Sperrstunde schon vor Monaten von 5 Uhr auf 4 Uhr vorverlegt hatte. Doch auch wenn Wirte bis 3 Uhr öffnen wollen, ist das schon eine gebührenpflichtige Ausnahme. Grundsätzlich hat die Stadt eine Sperrzeit ab 1 Uhr verfügt, als die bayernweite Sperrzeitregelung 2005 abgeschafft worden ist.

3 Uhr ist aus Sicht der Stadtverwaltung spät genug für die Nachtschwärmer und früh genug, die ärgsten Lärmbelästigungen und sonstigen alkoholbedingten Ordnungswidrigkeiten zu vermindern. Das hoffen zumindest der Bürgermeister und sein Ordnungsamtsleiter, der betont, dass die Entscheidung nicht für die Ewigkeit feststehe, sondern nach Erfahrung angepasst werden könne.

Warum dem Abendblatt eine Sperrstunde um 3 Uhr vorerst nicht zugestanden wurde, mag Melf mit Verweis auf den Datenschutz nicht sagen. Wirt Michael Feldmeier vermutet als Anlass eine eine aus dem Ruder gelaufene Schülerparty im Herbst, zu der statt angekündigter 200 rund 500 Gäste gekommen seien. Am vergangenen Wochenende, dem ersten an dem er um 1 Uhr statt um 4 Uhr zusperren musste, hat Feldmeier nach eigenen Worten um 3000 Euro weniger Umsatz gemacht als üblich - und das im Winter, der für sein Lokal finanziell entscheidend sei.

Dass das Abendblatt als einzige einschlägige Kneipe nicht bis 3 Uhr öffnen darf, hält Feldmeier für existenzgefährdend und ungerecht, weil es in seinem Lokal weniger Probleme gebe als in anderen. Sein Anwalt bereite daher eine Schadenersatzklage gegen die Stadt vor.

© SZ vom 24.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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