Wolfratshausen:Singe, wem ein Chor gegeben

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Der Kammerchor in der Kirche Sankt Andreas in Wolfratshausen. (Foto: Wolfsbauer)

Christian Preißler bietet nach dem Kinderchor eine Heimat

Von Reinhard Szyszka, Wolfratshausen

Die Orgel beginnt zu spielen, und von der Empore klingt der Gesang von Frauenstimmen - klar, homogen, gut und sicher fokussiert. Man merkt, dass die Sängerinnen mit ihren Stimmen umzugehen wissen. Chorleiter Christian Preißler bietet neben den wöchentlichen Proben auch Einzel- und Gruppenstimmbildung an und erreicht so ein beachtliches stimmliches Niveau. Am Samstag traten der Kammerchor und der Jugendkammerchor, beide unter Preißlers Leitung, zu einem Adventskonzert in der Pfarrkirche Sankt Andreas auf.

Man kann es Preißler nicht hoch genug anrechnen, dass er den jungen Sängern, die dem Kinderchor entwachsen sind, eine musikalische Heimat bietet. Die Arbeit, die Yoshihisa Kinoshita seit mehr als einem Vierteljahrhundert mit dem Wolfratshauser Kinderchor leistet, hat breiteste Anerkennung gefunden und ist mit zahlreichen Preisen geehrt worden. Umso wichtiger ist es, dass die Sängerinnen und Sänger nach dem Ende ihrer Zeit im Kinderchor nicht in ein tiefes Loch fallen, sondern auch in der schwierigen Phase der Pubertät die Liebe zur Musik nicht verlieren. Hier setzt Preißler mit seinem Jugendkammerchor an, der für die Altersstufe 13 bis 25 offensteht. Und wenn die Sänger auch diesem Chor entwachsen sind, geht es im Kammerchor weiter - eine Option, die allerdings zurzeit ausschließlich weiblicherseits Zuspruch findet. Aber das muss ja nicht so bleiben.

Beim Konzert in Wolfratshausen wechselten sich Kammerchor und Jugendkammerchor mit Blocks von jeweils drei bis vier Chorsätzen unterschiedlicher Länge ab; dazwischen waren Meditationen von Dekan Gerhard Beham zur Advents- und Weihnachtszeit eingeschoben. Das Programm bestand, abgesehen vom allerersten Stück, aus A-cappella-Sätzen, meistens sehr sauber intoniert; lediglich zum Schluss der Werke ließ gelegentlich die Konzentration und damit auch die Intonation um ein Winziges nach. Den Höhepunkt bildeten zwei Motetten von Hugo Distler, stimmschön gesungen von einem zehnköpfigen Ensemble aus dem Jugendkammerchor unter Leitung von Hendrik Decker. Auch dies gehört zu Preißlers Konzept: Er unterweist geeignete Sängerinnen und Sänger in der Chorleitung und tritt dann die Leitung an sie ab.

Zu einem gemeinsamen Singen beider Chöre kam es nicht, denn die Männerstimmen wären hoffnungslos in der Unterzahl gewesen. Dafür gab es am Ende zwei Zugaben: Gospel-Klänge vom Jugendkammerchor und Humperdincks "Abendsegen" vom Kammerchor.

© SZ vom 07.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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