Wolfratshausen:Bürgermeister klagt: Polit-Geschäft wird immer schwieriger

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Wechselnde Mehrheiten, ewiger Wahlkampf: Klaus Heilinglechner und die Bürgervereinigung bezeichnen die Stadtpolitik als zunehmend unberechenbar.

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

Ist das politische Geschäft im Rathaus seit dem Amtsantritt von Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) schwieriger geworden? Aus Sicht der Bürgervereinigung ist die Amtsführung weniger berechenbar, wie Vorsitzender Thomas Eichberger bei der Jahreshauptversammlung beklagte. Wechselnde parteiübergreifende Mehrheiten und "seltsame Verbindungen" sowie eine zu negative Berichterstattung machten dem Bürgermeister das Leben schwer. Dass sich "die Mehrheiten ständig ändern" und sich "die politischen Gegner bei jeder Gelegenheit gleich im Wahlkampf fühlen", sagte auch Heilinglechner selbst.

Das mache die Dinge für ihn schwierig, denn leider gehe es nicht immer allein um die Sache. Ziel aller Stadträte müsse es doch sein, Wolfratshausen voranzubringen. Hinzu kommt nach Heilinglechners Worten, "dass die Verwaltung von außen zugeschüttet wird mit Anträgen, die oft sinnlos sind". Dabei gelte es doch eine Menge unerledigter Baustellen abzuarbeiten. Zu denen zählt die BVW das interkommunale Hallenbad, den Mangel an erschwinglichem Wohnraum, das Flüchtlingsproblem, Parkdecks, die leer stehenden Läden im Markt und die Umgehungsstraße, über die seit den 1950er-Jahren diskutiert wird und die für Heilinglechner nach wie vor ein Traum ist, auch wenn er die Fertigstellung als Bürgermeister kaum erleben werde.

Zum interkommunalen Hallenbad habe die BVW einen Beschlussvorschlag erarbeitet, der von den anderen Fraktionen aber abgelehnt wurde. Die Bürgervereinigung sei nicht gegen eine finanzielle Beteiligung für einen Zeitraum von zehn Jahren, allerdings müsse die Frage gestellt werden, "was danach kommt". Wirtschaftsreferent Helmut Forster verwies auf den einstimmigen Beschluss des Stadtrats, sich nicht an Betriebskosten-Defiziten zu beteiligen. Damit sei doch eigentlich alles klar. Zum Komplex des früheren Isarkaufhauses deuteten Eichberger und Forster an, für das Objekt gebe es zwei ernsthafte Bewerber, allerdings könne man noch nicht preisgeben, welche. Genaueres werde man eventuell bis Ende August wissen. Der Leerstand in der Marktstraße hat Forster zufolge auch mit laufenden Mietverträgen zu tun. Weil neue Verträge nicht immer zu den gleichen günstigen Konditionen geschlossen werden könnten, tendierten die Eigentümer dazu, ihre Mieter nicht aus den Verträgen herauszulassen.

Unter den Einwohnern gehe die Angst um, sich das Leben in der Stadt nicht mehr leisten zu können, sagte Eichberger. Forster sagte, die Stadt benötige Unterkünfte, deren Mietpreise "leicht über dem Niveau von Sozialwohnungen liegen". Auch hier habe man ein Projekt vor Augen.

Fraktionschef Josef Praller sagte, "dass doch alles in eine gute Richtung geht". Als Beispiele nannte er die Beschlüsse zur Schulentwicklung und die zügige Genehmigung der Tunap-Erweiterung. Er sei für die nächsten drei bis vier Jahre positiv eingestellt, "und das muss man auch sein".

Im Vorstand der BVW hat sich bei der fälligen Neuwahl wenig geändert. Das Amt des Schriftführers übernimmt der bisherige Beisitzer Max Prestel von Veronika Daffner, die nicht mehr kandidierte. Engelbert Stapf rückt als Beisitzer nach. Vorsitzender bleibt Thomas Eichberger, Stellvertreter sind weiterhin Helmut Forster und Peter Ley. Christian Steeb führt die Kasse, Beisitzer sind neben Stapf Edith Reinhardt und Walter Niebler.

© SZ vom 30.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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