Wolfratshausen:Schwelgen am Golf von Wolfratshausen

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Der Seilbahn auf den Vesuv ist das neapolitanische Lied "Funiculì, Funiculà" gewidmet, mit dem "Mudestra" beim Flussfestival einmarschierten. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Tenor Gustavo Martin Sanchez und das Ensemble "Mudestra" bringen ein Stück Italien zum Flussfestival

So was schaffen nur die Fantasie und die Musik: "Wenn Sie die Augen zumachen, hören Sie den Golf von Neapel rauschen", sagt Gitarrist Clemens M. Peters zum Publikum beim Wolfratshauser Flussfestival. Und das Wunder geschieht - obwohl man an der Loisach sitzt, hört man ganz eindeutig das sanfte Wogen des Meeres. In Wirklichkeit hat Percussionist Reinhold Bauer nur seine Ocean Drum ein paar Mal hin und her bewegt.

Mit solch animierenden Anmoderationen und heiteren Überleitungen bewegt sich das Ensemble Mudestra am Sonntagabend von einem Stück zum nächsten. Zur Gruppe gehören noch der Mandoline- und Kontrabass-Spieler Thomas Tezzele und - für die meisten Lieder der wichtigste Mann: der spanische Tenor Gustavo Martin Sanchez. Mudestra präsentieren unter dem Titel "Musica della Strada" italienische Canzoni. Und sie steigen gleich mit einem Ohrwurm ein: "Funiculì, Funiculà", schmettern sie, als sie Richtung Flussbühne einmarschieren. Das Publikum ist sofort Takt klatschend dabei. Und der Tenor - ein gut ausgebildeter Opernsänger - beweist, dass er des Mikros eigentlich nicht bedürfte, das er später auf der Bühne ebenso wie die Instrumentalisten benutzt. Man wird kurz darauf noch einmal denselben Eindruck haben, als er bei "O sole mio" in die Tribüne hinaufsteigt und seine Stimme unverstärkt voll entfaltet.

Zu hören sind an diesem lauschigen Sommerabend nicht nur die schönsten neapolitanischen Lieder wie "Marechiare" von Francesco Paolo Tosti oder "O marenariello" von Salvatore Gambardella. Man erfährt auch, was Neapel mit den Bayern gemeinsam hat: "Es ist sehr katholisch - nach außen", sagt Gitarrist Peters. "Und die Frauen haben letztlich das Heft in der Hand - nach innen hin." Weniger traditionalistisch als philosophisch hatte der Wolfratshauser Kulturreferent Alfred Fraas den Abend ebenfalls mit einem Vergleich eingeleitet: "Was haben die Loisach, die Straßen von Neapel und der Puls des Flamenco gemeinsam?", fragte er. Und antwortete mit Heraklit: "Panta rhei" - alles fließt.

© SZ vom 07.07.2015 / fam - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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