Wolfratshausen:Schizophrener Onkel Ursula

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Wollen (k)einen Wiesn-Hit landen (v. li.): Andreas Unterreiner, Lukas Jochner, Sebastian Wolfgruber und Florian Mayrhofer von der Band BuffZack. (Foto: H. Pöstges)

Die Band BuffZack wandelt zwischen Jazz und Hip-Hop-Blasmusik

Von Reinhard Szyszka, Wolfratshausen

Ist das nun Jazz? Oder doch eher alpenländische Blasmusik mit Hip-Hop-Elementen? Die Band mit dem gewöhnungsbedürftigen Namen BuffZack spielt eine Musik, die sich in keine Schublade pressen lässt. Am Freitag traten die vier Musiker im Foyer der Loisachhalle auf. Dort, wo sonst die Pausengetränke verkauft werden, war eine Bühne aufgebaut; das Publikum saß an langen, weiß gedeckten Tischen.

In farbigen Fantasie-Anzügen mit den dazu passenden Krawatten betraten die Künstler die Bühne und begannen ihr Spiel. Vom ersten Ton an war klar: BuffZack beherrscht sein Metier, und zwar meisterlich. Die drei Blechbläser Andreas Unterreiner (Trompete und Flügelhorn), Lukas Jochner (Posaune) und Florian Mayrhofer (Tuba) spielten zumeist mit geschlossenen Augen, ganz in die Musik versunken. Von hinten lieferte Schlagzeuger Sebastian Wolfgruber das rhythmische Grundgerüst.

Doch was scheinbar so spontan, so improvisiert daherkam, war in Wirklichkeit das Ergebnis harter Arbeit und präziser Einstudierung. Das merkte man daran, dass jeder Dynamik- und Tempowechsel absolut synchron daherkam, auch ohne Kommunikation durch Blicke oder Gesten. Jeder der vier Musiker erhielt im Laufe des Abends reichlich Gelegenheit, in virtuosen Breaks sein solistisches Können zu zeigen, was von den Zuhörern natürlich mit Extra-Applaus honoriert wurde. Doch auch die leisen, verhaltenen Klänge kamen nicht zu kurz.

Andreas Unterreiner, der Spiritus Rector der Gruppe, führte durch das Programm und ließ fast keine Gelegenheit aus, seine Kollegen immer und immer wieder namentlich vorzustellen. Die Stücke, zumeist Eigenkompositionen, trugen Titel wie "Der schizophrene Onkel Ursula" (mit groteskem Tuba-Solo) oder "Reicherstorffer Weise" (mit Kuhglocken-Imitation im Schlagzeug). Mehrfach kündigte Unterreiner den Ehrgeiz der Band an, in den kommenden Jahren einen Wiesn-Hit zu landen. Dass ausgerechnet "Wolf oder Schaf" der geeignete Kandidat hierfür sei, "einfach und zum Mitgrölen geeignet", erwies sich als ironisches Understatement, handelte es sich doch um eines der komplexesten, subtilsten Stücke des Abends.

Zwischen den Musiknummern las Unterreiner aus der Gedichtsammlung "Wenn nicht wer du" von Gerd Baumann und Marcus H. Rosenmüller, dem bekannten Regisseur. Diese Lesungen gelangen dem Musiker nicht so gut wie das lockere, freie Erzählen. Der allgemeinen Begeisterung tat's keinen Abbruch, und das Publikum erklatschte sich zwei Zugaben.

© SZ vom 02.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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