Wolfratshausen:"Raus wollen wir schon lange"

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Loisachhallen-Pächter Josef Bachmaier spricht im SZ-Interview über sein Verhältnis zu Wolfratshausen - und wirft dem Hofbräuhaus Traunstein falsche Angaben zu den Betriebskosten vor.

Matthias Köpf

Josef Bachmaier wohnt mit seiner Familie direkt über dem Gasthaus Fraunhofer in der Münchner Fraunhoferstraße, aber sein Wohnzimmer liegt eigentlich im Erdgeschoss: In der Gaststube ist "der Beppi", wie ihn hier praktisch jeder Zweite nennt, in seinem Biotop. Mit der Loisachhalle und der Flößerei in Wolfratshausen, die er 2009 zusammen mit Philipp Paradiso gepachtet hat, tut er sich deutlich schwerer. Im Gespräch mit der SZ sucht er nach den Gründen.

In seinem "Fraunhofer" in München ist Josef Bachmaier daheim. In Wolfratshausen wird er als Wirt wohl nicht mehr heimisch werden. (Foto: Stephan Rumpf)

Herr Bachmaier, mal von München aus gesehen: Ist Wolfratshausen ein besonders schwieriges Pflaster?

Natürlich ist Wolfratshausen anders als die Großstadt München, aber ich denke, dass die Stadt und die Menschen dort sich nicht von einer anderen Stadt dieser Größenordnung unterscheiden. Wobei: Wenn man sich in der Umgebung von Wolfratshausen so umhört, dann ist schon auffällig, dass die Menschen oft den Kopf schütteln und sagen, es ist schwierig mit Wolfratshausen.

Für Sie ist es offenbar auch nicht einfach. Haben Sie die Stadt und ihre Halle eher überschätzt oder eher unterschätzt?

Ich hab' sie eigentlich gar nicht gekannt. Mir hat vor allem das Wirtshaus von der Räumlichkeit her sehr gut gefallen, auch mit der Lage am Fluss. Und dann sollte es ja noch viel mehr Sachen geben, mit einem fahrendem Floß und mit einem Floß als Biergarten, das angeblich zu 99 Prozent sicher war. Aber das hat sich dann auch irgendwie verfahren.

Sie selbst haben ein gutes Jahr nach der Eröffnung der Halle alle eigenen Veranstaltungen aufgegeben. Warum?

Das war einfach die Erkenntnis, dass es finanziell nicht so funktioniert, wie wir es uns vorgestellt haben. Wir haben damit ja nicht aus Faulheit aufgehört, sondern weil Programme Geld kosten.

War Ihre erklärte Hoffnung, Publikum bis aus München in die Halle zu locken, nicht von Anfang an naiv?

Nein, das ist etwas, was immer noch möglich wäre, aber dazu brauchst du ein tolles, exklusives Programm. Aber das wäre wieder verbunden mit einem hohen finanziellen und personellen Einsatz.

Wie müsste denn so ein Programm ausschauen, das die Münchner nicht sowieso in München geboten bekommen?

Das müsste gar nichts anderes sein, aber eben was, wofür die Leute in München keine Karten mehr bekommen. So wie der Polt zum Beispiel.

Warum hat es damit in der Loisachhalle nicht funktioniert?

Kultur verlangt immer eine lange Aufbau-Phase. Du musst im Prinzip vieles schon Jahre im Voraus buchen und gleichzeitig zeigen, dass du schon etwas aufgebaut hast.

Haben unter anderem 38 Jahre Fraunhofer nicht als Visitenkarte gereicht?

Wir haben halt einfach gesehen, dass wir es nicht allein schaffen. Das war sicher ein Fehler, nicht von Anfang an darüber zu sprechen, dass die Stadt mehr eingebunden werden muss. Nicht unbedingt die Stadträte oder irgendein Rathaus-Angestellter, sondern die ganze Stadt, alle Bürger. Vielleicht über einen Verein oder so etwas. Dann wären wir auch nicht so isoliert gewesen. Und wenn man sich das Menschliche und Zwischenmenschliche anschauen will: Man lernt halt immer noch viel, obwohl man schon so lange im Geschäft ist. Im Moment treffen wir bei einigen nur auf eine gewisse Schadenfreude. Aber wenn man eine Halle hat, die eigentlich allen Wolfratshausern gehört, dann sollte zum Beispiel auch die CSU vorsichtig damit umgehen.

War Ihnen nicht klar, dass die Halle ein zentrales Politikum ist?

Nein, das habe ich damals nicht erkannt, und das war sicher auch ein Fehler. Wir haben dann aber schnell kapiert, dass da Gegensätze da sind, die nie wirklich ausgeräumt wurden und die sich immer noch negativ auswirken.

Viele Kritiker erinnern aber schlicht an die großen Hoffnungen, die sich damals an das Betreibermodell für die Loisachhalle und auch an Sie als Pächter knüpften.

Es gibt da auch bei anderen die Haltung, jetzt haben wir so viel gezahlt, jetzt wollen wir gefälligst auch Kultur sehen. Aber zumindest in unserem Vertrag mit Traunstein steht von einer Veranstaltungspflicht nichts, und das wäre auch unvorstellbar, definitiv absurd. Ich sehe auch nicht, dass wir zu wenig Werbung gemacht hätten oder so etwas.

Sie klagen inzwischen über Verluste von um die 7000 Euro im Monat. Nur mit der Halle oder inklusive Wirtshaus?

Auch mit der Flößerei. Die Kosten sind bei der Halle sogar besser zu handhaben als beim Wirtshaus.

Schon die Stadt wollte die ewigen Verluste loswerden und hat sich dazu einen privaten Partner gesucht, von dem wiederum sie alles gepachtet haben. Macht da jetzt jemand trotzdem Gewinne?

Wenn jemand Gewinne damit macht, dann die Brauerei, weil die vertraglich so abgesichert ist, dass ihr immer ein Gewinn bleibt. Wir haben zum Beispiel eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, aber das Geld kassiert auch der Sailer in Traunstein. Das werden wir jetzt auch klären lassen, denn wir haben schließlich das ganze Wirtshaus gepachtet.

Haben Sie sich über den Tisch ziehen lassen?

Die Brauerei in Traunstein hat jedenfalls dringend einen Pächter gebraucht und keinen gehabt. Sonst hätten sie es selber machen müssen.

Versuchen Sie inzwischen, aus dem Vertrag auszusteigen?

Aus Vernunftgründen und laut Vertrag sind wir und die Brauerei noch sieben Jahre aufeinander angewiesen, aber raus wollen wir schon lange. Das ergibt sich schon aus der bekannten Lage und aus dem Unglück von Phillip Paradiso, der in Wolfratshausen ungerechterweise immer und für alles als der Prellbock vorne dran steht.

Hofbräu-Geschäftsführer Josef Schumacher hat jüngst öffentlich ausrichten lassen, dass er Paradiso loswerden, aber an Ihnen festhalten will.

Dazu könnte man dem Hofbräuhaus Traunstein mitteilen, dass es einen Bachmaier ohne Paradiso nicht gibt in diesem Unternehmen. Wir waren uns alle miteinander einig, dass wir versuchen, die Gaststätte weiterzugeben und die Halle zu behalten, weil die wohl noch schwerer weiterzugeben ist.

Glauben Sie, dass sich wirklich ein Unterpächter für das Wirtshaus finden könnte?

Ja, das glaube ich schon. Denn das Gebäude ist wunderbar, und es läuft ja auch. Gemessen an den Problemen, die viele andere Gaststätten haben, läuft es auch gar nicht schlecht. Es ist machbar, und es wäre auch wirklich schade drum. Ich würde auch gern selber das Wirtshaus behalten, wenn uns jemand die Halle abnehmen würde. Aber das ist wohl noch schwieriger.

Beides geht nicht mehr?

Nein. Für uns nicht.

© SZ vom 20.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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