Wolfratshausen:Parkplatz-Höhlen im Bergwald

Lesezeit: 2 min

Zu viele Autos, zu wenig Parkplätze in der Altstadt: Jetzt lässt der Stadtrat prüfen, ob der Bergwald unterhöhlt werden kann. (Foto: Hartmut Pöstges)

Weil Autos raus aus der Altstadt sollen, will der Stadtrat die Kosten für den Plan schätzen lassen. Manche Politiker wollen die Pendler weiter laufen lassen - oder auf die S-Bahn-Verlängerung warten.

Von Claudia Koestler, Wolfratshausen

"Die Autos aus der Altstadt verschwinden zu lassen, das wäre das Beste - und zugleich die Zukunft": Zu diesem Schluss kam Renate Tilke (CSU) am Mittwoch bei der Sitzung des Grundstücks-, Bau- und Umweltausschusses. An Ideen für das Wie mangelte es der Runde ebenso wenig wie an grundsätzlichem Diskussionsstoff: Zur Sprache kamen die Aushöhlung des Bergwaldes für Parkplätze genauso wie die Verbannung bisheriger Parklizenzhalter auf Außenbereiche, Parkdecks oder das Warten auf die S-Bahn-Verlängerung - weil sich damit der Parkplatzbedarf von Pendlern signifikant ändern könnte. Beschlossen wurde allerdings nur, dass das Büro Ingevost zunächst mit weiterführenden Untersuchungen zur Parksituation in Wolfratshausen beauftragt wird. Konsens herrschte darüberhinaus, die Städtebauförderung nutzen zu wollen.

Weitere Untersuchungen also: Trotz Mehrheitsbeschluss und nur einer Gegenstimme war nicht allen Politikern wohl dabei. "Wir reden jetzt schon 20 Monate lang", stöhnte Gerlinde Berchtold (SPD), und auch Günther Eibl (CSU) sagte: "Jetzt langt's langsam."

Doch der Frage, was wirklich gebraucht und gewollt wird, stehen eben noch immer sprudelnde Ideen und widerstrebende Meinungen gegenüber. So brachte Hans Schmidt (Grüne) einen Vorschlag seines Fraktionskollegen Rudi Seibt erneut vor: In den Bergwald zu fräsen, um in dessen Inneren Parkhöhlen zu schaffen. Als Vorbilder nannte Schmidt die Stadt Salzburg, die bereits in den 1970er-Jahren Parkgaragen in riesigen Aushöhlungen im Mönchsberg, dem Salzburger Stadtberg, gebaut haben. Ähnlich nutze auch die Stadt Landsberg heute ihren Schlossberg. Sowohl Schmidt als auch Tilke forderten deshalb, dort nachzufragen, um einen ersten Eindruck über Aufwand und Kosten einer solchen Maßnahme zu erhalten. "Möglich, dass nach einer ersten Kostenschätzung die Bergwaldlöcher wieder schnell vom Tisch sind", sagte Schmidt - dennoch sollte es seiner Meinung nach eben eruiert werden.

Tilke aber war mit ihrer Unterstützung, das Thema Parkhöhlen zumindest zu prüfen, noch nicht am Ende: Es seien derzeit 150 Parklizenzen an Geschäftsleute, Stadtangestellte und anderen Menschen mit Arbeitsplätzen in der Innenstadt vergeben. Wenn diese alle draußen parken würden und zu Fuß in die Stadt kämen, "wäre das für sie wesentlich gesünder und für die Parkplatzsituation besser, bevor wir die Stadt mit Decks verschandeln oder einen Klotz an unser romantisches Loisachufer stellen." Auch Berchtold sprach sich dafür aus, möglichst wenig Parkplätze in der Altstadt bereit zu stellen und wenn, "dann für solche Autofahrer, die sie nicht den ganzen Tag blockieren". Sie setzte lieber auf Synergieeffekte: "Bald haben wir eine neue Buslinie. So könnte sie sich vielleicht wenigstens ein bisschen tragen." Außerdem sollte der Feuerwehrbedarfsplan abgewartet werden, "vielleicht ändert sich durch ihn etwas am Parkplatzbedarf". Peter Plößl (CSU) spekulierte gar, dass sich durch die Verlängerung der S 7 ein gänzlich anderer bedarf zeigen könnte - was Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) jedoch als "Kaffeesatzleserei" bewertete.

© SZ vom 08.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: