Wolfratshausen:Neue Runde im Plakat-Wahlkampf

Lesezeit: 2 min

Die Plakate mit den Zahlen stehen überall in Wolfratshausen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Gegner des Standorts Untermarkt 10 werben mit großen Zahlen für ein Nein beim Bürgerladen-Entscheid am Sonntag. Die Befürworter kontern mit eigenen Argumenten

Von Claudia Koestler, Wolfratshausen

Im Schlussspurt bis zum Bürgerentscheid am 6. Dezember über den Bürgerladen am Untermarkt 10 legen die Gegner des Standortes noch einmal nach: Seit kurzem hängen im Stadtgebiet weitere grüne Plakate, die explizite Zahlen nennen: "820 000 Euro investieren, zusätzlich 320 000 Euro verlieren, diese Geldverschwendung nicht in Wolfratshausen", steht auf einem. Das andere erklärt: "Groß, teuer, dazu noch 500 Tage warten? Besser kleiner zeitnah starten". Unterzeichnet haben neuerlich 16 Stadträte aus versammelter CSU und SPD sowie drei der Bürgervereinigung.

Für die Befürworter des Bürgerladens am Untermarkt 10 ein klarer Affront: "Wie kann man den Bürger verunsichern? Indem man möglichst große Zahlen schreibt und von Verschwendung spricht", sagt Bürgerladen-Sprecher Ernst Gröbmair dazu. Denn das Gebäude am Untermarkt 10 müsste schließlich saniert werden, ob dort nun ein Bürgerladen einzieht oder nicht, argumentiert er. Was die Kosten angehe: "460 000 Euro hatte der Rat doch bereits in den Haushalt eingestellt. Mit der Städtebauförderung von 387 000 Euro wäre die Rechnung ja komplett aufgegangen, aber die 16 Stadträte sagen, das sei Steuergeld, das sie nicht wollen. Sind dann andere Städte alles Steuerverschwender, wenn sie Projekte mit Städtebauförderung realisieren?", frage Gröbmair.

Wolfratshausens zweiter Bürgermeister Fritz Schnaller bestätigt die zweite Welle der Plakatierung. "Die Idee dazu ist relativ spontan entstanden", erklärt er auf Nachfrage. Denn in persönlichen Gesprächen sei deutlich geworden, dass die Bürger die Zahlen sehen wollten, an denen sich die 16 Stadträte störten.

Dass sich die Lager nach wie vor unversöhnlich gegenüber stehen, daran haben auch die drei Informationsabende nichts geändert. Initiiert von den Gegnern des Standortes waren immer auch Vertreter der Standort-Befürworter anwesend und schalteten sich in die Diskussion ein. "Die Fronten sind verhärtet - leider", sagt Schnaller. Beide Parteien nehmen dabei für sich in Anspruch, die Wirtschaftlichkeit im Auge zu haben. "500 Tage, das ist die Mindestzahl, bis wann die Bauarbeiten abgeschlossen sein könnten und der Laden aufmacht", erklärt Schnaller. Dabei sei doch der Faktor Zeit aus seiner Sicht entscheidend: "Je schneller ein Laden eröffnet, desto schneller gewinnt man auch Kunden. Je länger es dauert, desto eher haben sich potenzielle Kunden umorientiert". Die Bürgerladen-Gruppe hingegen sieht im Untermarkt 10 den bislang einzigen Standort, an dem sich ein Laden wirklich rechnen könne. "Gebetsmühlenartig wird immer wieder von einem kleineren Standort für den Bürgerladen gesprochen - ich frage mich nur, wo?", sagt Gröbmair. Denn der Erfolg eines Ladens stehe und falle mit drei Eckpunkten: Der Fläche, guten Konditionen und der Lage.

Es werde zwar immer leerer in Wolfratshausen, aber all diese Läden hätten eben eine zu kleine Fläche: "Um darin die Miete erwirtschaften zu können, müssten wir auf Produkte mit möglichst großer Handelsspanne setzen, also Spirituosen, Zigaretten oder Feinkost. Uns aber geht es um günstige Nahrungsmittel, die nicht in Konkurrenz stehen zu bestehenden Läden", sagt Gröbmair.

Während die Bürgerladen-Gruppe noch einmal Infostände aufbauen will, soll das offensive Werben um Ja oder Nein beim Bürgerentscheid nach dem Willen der Stadträte nun ein Ende haben. "Es wäre gut, wenn vor dem Bürgerentscheid noch einmal Ruhe einkehren würde, zum Nachdenken", sagt Schnaller. Wie auch immer der Bürgerentscheid ausgehe, "die Räte werden sich daran halten", sagt Schnaller. Eine Verzögerungstaktik wolle keiner fahren, auch nicht, wenn der Bürgerwille nicht dem der Ratsmehrheit entspricht.

Dass es soweit kommen konnte, liegt nach Ansicht Schnallers auch daran, dass die Befürworter des Bürgerladens im Untermarkt 10 den Standort bisher als alternativlos erklärten. "Das schließt jeglichen Kompromiss von vorneherein aus", bedauert er. Inzwischen bedeute ein Nein beim Bürgerentscheid allerdings nicht länger, dass das Projekt Bürgerladen dann gänzlich gestorben ist: "Wir haben beschlossen, dass wir auch bei einem Nein weitermachen werden", sagt Gröbmair. Dann ruhe das Projekt eben so lange, bis ein geeigneter Standort gefunden sei.

© SZ vom 01.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: