Wolfratshausen:Musikalisches Labsal

Heidi Schmid und Tatiana Chernichka konzertieren in Sankt Michael

Von Claudia Koestler, Wolfratshausen

Auch wenn die nicht gefüllten Zuschauerreihen am Samstag in der Wolfratshauser Kirche Sankt Michael dem Abend eher den intimen Rahmen eines Kammerkonzerts verliehen: Für Pfarrer Florian Gruber war der Auftritt der jungen Musikerinnen Heidi Schmid (Violine) und Tatiana Chernichka (Klavier) ein "Labsal", wie er eingangs sagte. Die beiden legten tatsächlich einen hervorragenden Auftritt hin, bei dem sie sich nicht nur technisch reif zeigten.

Der Programmbogen war weit gespannt, von Bach über Mozart bis zu Sibelius. In Bachs bekanntem Violinkonzert BWV 1042 in E-Dur zum Auftakt kam die große Bewegungslust des Komponisten zum Tragen, von beiden mit vitalem Zugriff mal festlich, mal hitzig, mal mit höfischem Charme dargeboten.

Ergreifend dann Mozarts Violinsonate KV 304 in e-moll, in dem sie einen ungewöhnlich ausdrucksstarken Ton an den Tag legten. Stringent, plastisch in den Kontrasten, agogisch elaboriert erklang das Werk. Besonders berührend der zweite Satz, ein zunächst ernster, sich zum Dramatischen hin entwickelnder Satz mit einem sehr empfindsamen Mittelteil. Zugleich war Mozarts zweisätzige Violinsonate wiederum ein Beispiel für das sehr gute Zusammenspiel der beiden jungen Musikerinnen.

Für Bachs Sonate BWV 1021 in G-Dur wechselten die beiden auf die Empore, denn Chernichka spielte dazu die Orgel. Mit flexibler Phrasierung, feinsinnig und tänzerisch intonierten sie das viersätzige Werk. Zuletzt stimmten sie drei der Humoresken op. 89 von Jean Sibelius an, mal sarkastisch, mal flirtend, mal von entschiedener Dramatik.

Die Stärke des Beifalls kam einem vollen Haus gleich, die Musikerinnen dankten mit einer Zugabe.

© SZ vom 10.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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