Wolfratshausen:Miteinander statt auseinander

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In einem Theater-Workshop in Wolfratshausen sollen sich Kinder aus der Region und junge Flüchtlinge kennen lernen

Von Felix Matthey, Wolfratshausen

Die Stadt Wolfratshausen geht beim Thema Integration einen neuen Weg. Ein "Interkulturelles Community Theaterprojekt" soll eine Brücke zwischen Kindern aus der Region und Flüchtlingskindern schlagen. Unter dem Namen "Andere sind anders" bietet die Stadt in Kooperation mit dem theaterpädagogischen Institut "kultion" aus München im September einen zweiwöchigen Workshop an, in dem die Kinder vor allem Berührungsängste und Vorurteile abbauen sollen. "Wir wollen bei beiden Gruppen dafür sorgen, dass sie die andere Seite nicht in eine Schublade packen und Spaß am Theater entwickeln", sagt Marion Klement, die beim Kultur- und Veranstaltungsmanagement der Stadt arbeitet und das Projekt leitet.

Vom 31. August bis 11. September besuchen die Kinder in zwei Gruppen den von 10 bis 16 Uhr dauernden Workshop, in dem ein Theaterstück aus Schauspiel, Tanz und Musik erarbeitet wird. Er findet in der Schule Waldram statt. Die Kinder ab acht Jahren werden von einem erfahrenen Team aus Tanz- und Theaterpädagogen betreut, darunter Eileen Schäfer, Leiterin von kultion. Sie betrachtet das Theaterprojekt als ideale Möglichkeit, um Vorurteile abzubauen. "Hier können die Kinder kreativ sein, Kontakte knüpfen und sich wohlfühlen", sagt Schäfer. Eine Theateraufführung sei eine teambildende Maßnahme, kulturelle Hintergründe seien dabei kein Hindernis, im Gegenteil. Schäfer: "Theater ist immer ein Miteinander, jeder Einzelne ist wichtig und kann seine Ideen einfließen lassen."

Schäfer zur Seite stehen Choreograf Josef Eder und Judith Gorgass, Schauspielerin und Mitarbeiterin an der Michael Tschechow Schauspielschule in München. Gorgass glaubt, dass sowohl die Kinder als auch die Pädagogen von dem Workshop etwas mitnehmen werden. "Auf der Bühne zu schauspielern steigert das Selbstwertgefühl ungemein, was speziell für die Flüchtlingskinder in ihrer neuen Umgebung von unschätzbarem Wert sein wird", sagt Gorgass. "Es ist außerdem immer ein tolles Gefühl, am Ende mit der ganzen Gruppe auf der Bühne zu stehen." Gorgass selber hat bereits in einem ähnlichen Projekt mitgewirkt, an dessen Ende die Aufführung eines Theaterstücks mit dem Namen "Der Junge mit dem Koffer" stand. Es geht dabei um einen Jungen, der vor dem Krieg in seinem Heimatland zu seinem Bruder in den Westen flieht und dabei eine abenteuerliche Flucht zu überstehen hat. Das Theaterprojekt des Briten Mike Kenny wurde voriges Jahr im "EineWeltHaus" in München aufgeführt. Die Besetzung bestand aus professionellen Schauspielern und Migranten, die ihre eigenen Fluchterfahrung in das Stück einfließen ließen.

Das Theaterprojekt in Wolfratshausen ist nicht als Therapie für die Flüchtlingskinder gedacht, wie die Initiatoren betonen. "Es soll keine Traumata abbauen", sagt Klement. "Die Kinder sollen bei diesem Workshop vielmehr eine vorurteilsfreie Gemeinschaft aufbauen, nicht bloß auf ihre Vergangenheit reduziert, sondern als normale Mitmenschen wahrgenommen werden." Unterstützung erhält das Theaterprojekt von Bürgermeister Klaus Heilinglechner. "Der Workshop wird meiner Meinung nach einschlagen und junge Leute aus der Region und junge Flüchtlinge zusammenführen", sagt er. Finanzielle Hilfe erhält "Andere sind anders" unter anderem vom Lions-Club. Aufgeführt wird das Theaterstück am 11. September, voraussichtlich in der Loisachhalle. Noch wird geklärt, ob das finanziell umsetzbar ist. Je nach Interesse in der Bevölkerung kann das Projekt künftig wiederholt werden. Projektleiterin Klement: "Am liebsten natürlich dauerhaft."

© SZ vom 28.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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