Wolfratshausen:Minimalistisches Musizieren

Lesezeit: 1 min

In der Münchner Jazz-Szene sind sie keine Unbekannten: Le Bang Bang spielten im Foyer der Loisachhalle. (Foto: Hartmut Pöstges)

Jazz-Duo "Le Bang Bang" begeistert in der Loisachhalle

Von Reinhard Szyszka, Wolfratshausen

"Ich glaube, die klauen unser Konzept", meinte Kontrabassist Sven Faller. "Die klingen nach wesentlich mehr, als sie sind." In der Tat hatten sich nur etwa 20 Jazz-Freunde in die Loisachhalle verirrt, wo Faller gemeinsam mit der Sängerin Stefanie Boltz auftrat. Aber das Publikum machte die geringe Anzahl durch umso größere Begeisterung wett, schrie, jubelte und klatschte nach jeder Nummer ausgiebig. Die beiden Künstler boten auch allen Anlass dazu.

Stefanie Boltz und Sven Faller - als Duo unter dem Namen Le Bang Bang bekannt - haben das minimalistische Musizieren zur Perfektion getrieben. Mit nur einer Singstimme und einem Kontrabass ein ganzes Konzert zu bestreiten - das verlangt Mut und höchstes Können. Le Bang Bang kann mit beidem aufwarten. Vor fünf Jahren haben sich die beiden Künstler gefunden und ihren eigenen, höchst persönlichen Stil entwickelt, mit dem sie in die Spitzengruppe der Münchner Jazz-Szene vorgedrungen sind. Bei ihrem Wolfratshauser Auftritt stellten sie ihre Qualitäten unter Beweis.

Ein Kontrabass kann als Streichinstrument, als Zupfinstrument oder als Schlaginstrument dienen. Sven Faller machte von allen drei Möglichkeiten Gebrauch, manchmal sogar kombiniert, wenn er mit der einen Hand zupfte und mit der anderen auf den Korpus trommelte, so dass man sich fragte, wie er das schwere Gerät auch noch stabilisierte. Bei manchen Nummern sorgte ein Synthesizer für Verfremdungseffekte, was eine unglaubliche Vielfalt an Klängen ergab. Auf diese Weise ersetzte der Kontrabass eine ganze Big Band. Und wenn Faller zupfte, trommelte und zugleich mit dem Fuß den Synthesizer bediente, dann war er so richtig in seinem Element. Dabei begnügte sich der Musiker nicht damit, die Sängerin zu begleiten, sondern schob immer wieder hochvirtuose Breaks ein, die vom Publikum mit begeistertem Applaus honoriert wurden.

Die Sängerin Stefanie Boltz ist ebenfalls eine Meisterin ihres Fachs. Nicht nur, dass sie über eine klare, flexible, hervorragend geführte Stimme verfügt, die von der natürlichen Mezzo-Lage mühelos in die höchsten Sopran-Höhen reicht. Mehr noch ist die intensive, konzentrierte Gestaltung zu bewundern, mit dem sie jedes Lied zum Ereignis macht. Die Sängerin hauchte, girrte, jubelte ins Mikrofon und erzeugte eine knisternde Spannung, die sich sofort auf das Publikum übertrug. Fazit: ein begeisternder Jazz-Abend. Bravo! Bang! Bang!

© SZ vom 19.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: