Marienbrunnen:Absurd und kostspielig

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Der Wolfratshauser Marienplatz ist ein wunderschöner, lebendiger, intakter Ort im Zentrum - und sollte es auch bleiben.

Kommentar von Wolfgang Schäl

Besonders viele idyllische Plätze hat Wolfratshausen leider nicht zu bieten. An zentralen Bereichen der Stadt wird geparkt, weil nach Doktrin der Geschäftsinhaber Parkplätze lebensnotwendig sind: der Hatzplatz, die riesigen Stellflächen vor der Loisachhalle, hinter der Sparkasse, hinterm Rathaus - viel Blech, nicht wirklich reizvoll anzuschauen, aber notwendig, wegen der Kunden halt. Soviel haben wir schon gelernt im Lauf der Jahre.

Nun greift der Stadtrat, natürlich im Dienste der einkaufenden Bevölkerung, nach einem städtischen Ambiente, das im Herzen der Stadt liegt, ja geradezu das Herz der Stadt selbst ist. Das Ensemble, das vom historischen Humplbräu, der Stadtpfarrkirche und dem ehemaligen Schererbräu eingefasst wird, zählt, neben dem Flößereigarten, zum Besten, was Wolfratshausen zu bieten hat. Hier klettern Kinder im Sommer auf dem Marienbrunnen herum, schlecken an ihren Eistüten und halten die Beine ins Wasser. Hier sitzen die älteren Herrschaften im Schatten der beiden Platanen, hier spielt sich soziales Leben ab. Kurzum, es ist ein wunderschöner, lebendiger, intakter Platz. Noch.

Denn wie Bürgermeister Klaus Heilinglechner nun dem Stadtrat versichert hat, muss man im Interesse der Geschäftsleute die Innenstadt aufwerten. Das ist im Prinzip eine glänzende Idee. Zum Beispiel könnte man für die halb in die Fahrbahn ragenden 0815-Kaffeehaustische samt den campingplatzanmutenden Dachkonstruktionen eine gefälligere Lösung finden, vielleicht einen urbaner wirkenden Straßenbelag einbauen, der den Autoverkehr langsamer und leiser macht. Man darf sicher sein, dass die hochverehrte Kundschaft derlei tatsächlich zu schätzen wüsste. Aber ob ein um fünf Meter verrutschter Brunnen in Richtung Marktstraße die Kauflust der Passanten erhöht? Eine ebenso absurde, wie kostspielige Idee, die sich die Stadt angesichts der anstehenden gewaltigen Investitionen auch gar nicht leisten kann. Man kann nur inständig hoffen, dass dem Marienplatz dasselbe Schicksal zuteil wird wie der geplanten Umgestaltung des Loisachufers. Die verschimmelt seit vier Jahrzehnten in den Schubladen.

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