Möbelhaus:Mahler verhandelt mit XXXLutz

Lesezeit: 2 min

Das Haus in Wolfratshausen schließt, teilt das Unternehmen mit. (Foto: Hartmut Pöstges)

Im Gespräch ist eine Beteiligung - angeblich keine Übernahme

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Die "M.O.W", die jeden September in Bad Salzuflen stattfindet, ist als Messe für Massenmöbel auch Börse für Branchen-Gerüchte. In diesem Jahr hat der Online-Dienst moebelmarkt.de schon am zweiten Tag die Nachricht verbreitet, dass das schwäbische Familien-Unternehmen Möbel Mahler zum Jahreswechsel seinen Stammsitz in Bopfingen und seine Niederlassung in Wolfratshausen an den Konkurrenten XXXLutz verkaufen und nur den Standort Neu-Ulm behalten werde. Schnell dementierte Senior-Chef Gerhard Mahler in schwäbischen Lokalzeitungen im Detail, bestätigte aber grundsätzlich Verhandlungen mit Lutz über eine Kapitalbeteiligung. Bei Gewerkschaftern lässt das die Alarmglocken schrillen.

In Wolfratshausen äußert sich der Betriebsratsvorsitzende Thomas Kohlert abwartend. Zum einen bleibe dem Betriebsrat momentan sowieso nichts anderes übrig, und zum anderen habe man in Wolfratshausen ein eingespieltes Gremium mit vielen Ersatzdelegierten. Selbst wenn sich da wirklich einer rausdrängen oder rauskaufen lassen sollte, gebe es genügend Nachrücker. Dabei bezieht sich Kohlerts Satz nicht auf den Patriarchen Gerhard Mahler oder dessen Sohn Michael, sondern auf Mitglieder des Betriebsrats. Denn Betriebsräte und Gewerkschafter haben es nicht leicht im rasant wachsenden XXXL-Imperium mit Hauptsitz im österreichischen Wels.

In der Münchner Verdi-Zentrale kann Georg Wäsler von vielen Kämpfen mit Lutz berichten, de facto meist mit dem schlechteren Ende für die Gewerkschafter. Mit Mahler sei man für Branchen-Verhältnisse bisher gut ausgekommen, obwohl sich das Unternehmen von einigen Jahren aus der Tarifbindung verabschiedet habe, sagt Verdi-Mann Wäsler. Komme Lutz, dann werde in den betreffenden Häusern "ganz sicher ein anderer Wind wehen". Diese Erfahrung habe man etwa bei der Übernahme von Hiendl in Passau oder des Münchner Karstadt-Einrichtungshauses gemacht. Eine Übernahme von Mahler wäre aus Wäslers Sicht jedenfalls genau die Kragenweite der sehr expansiven Lutz-Gruppe.

Gerhard Mahler ist zu all dem derzeit selbst nicht zu sprechen. Der Ipf- und Jagst-Zeitung am Stammsitz Bopfingen hat er aber Verhandlungen mit Lutz über einen Beitritt zu dessen Einkaufsverbund Giga International bestätigt. Verhandelt werde aber auch mit anderen Verbünden. Lutz legt bei Giga Wert darauf, keine direkten Konkurrenten als Mitglieder zu haben, sondern an den Unternehmen mindestens beteiligt zu sein. Ein Konzernsprecher ließ sich - diesmal im Online-Dienst moebelkultur.de und ebenfalls noch während der M.O.W - mit der Aussage zitieren, dass ein Betritt von Mahler zu Giga "derzeit eher wahrscheinlich" sei. Eine Beteiligung an den Mahler-Häusern stehe "als Variante zur Diskussion, ist aber weder in die eine noch in die andere Richtung entschieden." Aktuell gibt Lutz keinerlei Stellungnahme ab.

Mahler hat sein Möbelhaus im sächsischen Siebenlehn Ende 2013 an den Konkurrenten Höffner verkauft, der das Haus bisher unter altem Namen weiterführt. Zuvor hatte Mahler viel Geld in den neuen Standort Neu-Ulm gesteckt. Den vom Stadtrat und allen Behörden im Grundsatz längst gebilligten Ausbau in Wolfratshausen von 30 000 auf 50 000 Quadratmeter Verkaufsfläche hat Mahler dagegen 2014 vorerst auf Eis gelegt.

© SZ vom 13.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: